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Die ehemalige Abteilung Infektionsforschung (bis Dezember 2017)

Die Abteilung Infektionspathologie (Leiter: Prof. Dr. Franz-Josef Kaup) gehörte zur Sektion Infektionsforschung des Deutschen Primatenzentrums (DPZ). Der Forschungsschwerpunkt lag auf pathogenetischen Untersuchungen zu spontanen oder experimentell induzierten Infektionskrankheiten bei nicht-menschlichen Primaten unter Anwendung morphologischer Methoden.

 

Alevoläre Echinokokkose bei nicht-menschlichen Primaten

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus (E.) multilocularis) ist der in Mitteleuropa weitverbreitete Erreger der alveolären Echinokokkose, einer gefährlichen Zoonose. Der Hauptendwirt des 2–4 mm langer Bandwurms ist der Fuchs. Zwischen- und Fehlwirte infizieren sich i. d. R. durch die orale Aufnahme der Eier, die vom Fuchs mit dem Kot ausgeschieden werden. In den Zwischen- und Fehlwirten befallen die Larven nach dem Schlüpfen aus den Eiern fast stets die Leber, in der es zu einem infiltrativen Wachstum der Larven kommt. Ausgehend von einem Keimepithel bilden sich Sprossen, die das Lebergewebe durchsetzen und massive Umbauvorgänge induzieren. Hepatomegalie, Cholestase, Gelbsucht, Zirrhose, portale Hypertension und Budd-Chiari Syndrom sind die Folge des tumorartigen Entzündungsprozesses. Zu den Fehlzwischenwirten gehören Mensch und nichtmenschliche Primaten.

Der klinische Verlauf einer alveolären Echinokokkose bei Primaten kann sehr variabel sein. Nach peroraler Aufnahme von Eiern des kleinen Fuchsbandwurms kommt es beim Menschen zu einer meist über viele Jahre unbemerkten Infektion der Leber. Der Krankheitsverlauf bei nicht humanen Primaten ist wesentlich kürzer. Schon innerhalb einer kurzen Zeitspanne nach Infektion wuchert die Larve im Lebergewebe und bildet einen alveolären Tumor

 

Im Tierbestand des Deutschen Primatenzentrums werden seit Jahren regelmäßig klinische Fälle einer Echinokokkose festgestellt (BLANKENBURG et al. 2002). In den vergangenen 12 Jahren infizierten sich 25 Tiere, 15 dieser Tiere verstarben an dem charakteristischen Krankheitsbild (Tappe et al. 2007). Neben Bartaffen und Rhesusaffen sind besonders häufig Javaneraffen betroffen. Prophylaktische Maßnahmen, wie intensive, von den Behörden genehmigte Fuchsbejagung durch Lebendfallen haben den Fuchsbestand nicht entscheidend mindern können, da die Tiere aus der bewaldeten Umgebung des DPZ nachrücken.

Als weitere prophylaktische Maßnahme ist zurzeit eine Vakzinierung in der Erprobung. Auch bei E. multilocularis-Infektionen wäre eine Vakzinierung von Zwischenwirten möglich. Experimentell haben sich bei Mäusen die 14-3-3 sowie die Em95-Vakzine bewährt (SILES-LUCAS et al. 2003, SILES-LUCAS und GOTTSTEIN 2003, GOTTSTEIN 2005). Weil der parasitäre Entwicklungszyklus aber hauptsächlich in Wildtieren (Mäusen) stattfindet, ist der Einsatz einer Feldvakzine zur Unterbrechung des Zyklus aus praktischer Sicht kaum umsetzbar. Wegen der aktuellen Krankheitsproblematik in unserem Tierbestand laufen zurzeit Versuche, eine Impfung bei nichthumanen Primaten durchzuführen und neue diagnostische Methoden (ELISA) zu etablieren. Eine Doktorarbeit befasst sich mit diagnostischen Verfahren und prophylaktischen Möglichkeiten bei der Echinokokkose von nicht-humanen Primaten.

Dr. Kerstin Mätz-Rensing

Dr. Kerstin Mätz-Rensing Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Veterinärpathologin +49 551 3851 386 +49 551 3851 442 Kontakt