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Arten- und Naturschutzbiologie

Nicht-menschliche Primaten repräsentieren eine wichtige biologische Ressource, die allerdings mehr und mehr im Rückgang begriffen ist, da immer mehr Primatenarten in ihrem natürlichen Habitat als bedroht gelten. Um Primatenpopulationen in der Wildnis zu erhalten, wird es immer wichtiger einen ganzheitlichen Ansatz zu entwickeln, der biologische Forschung unmittelbar mit praktischen Naturschutzaktivitäten verknüpft, die auf ein nachhaltiges Ressourcenmanagement abzielen. Dieser duale Ansatz ist die Basis unseres umfassenden Naturschutzmanagement-Programms in Indonesien, insbesondere für die Primaten der Mentawai Inseln, als Teil des Siberut Conservation Programms (SCP; see also Flyer), aber auch für unsere Arbeit an den Schopfmakaken in Nord-Sulawesi (Macaca Nigra Projekt).

(c) Quinten, 2010 (DPZ Fieldsites)

Mentawai Inseln
    
Das Mentawai Archipel, bestehend aus den vier Inseln Siberut, Sipora sowie Nord- und Süd-Pagai, befindet sich etwa 150 km westlich von Sumatra (Indonesien), und gehört zu den globalen Biodiversitäts-Hotspots (Sundaland). Aufgrund der langen geographischen Trennung vom Festland hat sich auf dieser Inselkette eine große biologische Vielfalt mit ungewöhnlich vielen endemischen Arten entwickelt.

(c) Hien, 2010 (Simias concolor - Simakobu)
Pageh-Stumpfnase oder Simakobu (Simias concolor)

Unsere Feldstation im Herzen eines 4500 Hektar großen Regenwaldgebietes in Nord-Siberut dient als Basis für ein internationales Team von Wissenschaftlern, welches wichtige biologische Daten für den Naturschutz in der Region sammelt. Hierbei stehen die vier endemischen und besonders gefährdeten Primatenarten der Insel im Fokus (Simias concolor, Presbytis potenziani, Macaca siberu, Hylobates klossii). Die vier Arten sind nicht nur von besonderem Interesse im Hinblick auf ihre Evolution, sie dienen auch als wichtiges Beispiel für die schwerwiegenden Folgen, die der Verlust des Lebensraumes Regenwald mit sich bringt, sowie für die Auswirkungen dieses Verlustes auf Wildtier-gesellschaften generell. Zu unseren Forschungsgebieten gehören: Phylogenese, Verhaltens-forschung, Ökologie und Habitatnutzung, Populationsökologie, Ethno-Botanik und Agro-Forst-wirtschaft.

(c) Waltert, 2006 (Conservation Management)
SCP-Mitarbeiter erläutert das Konzept der nachhaltigen Ressourcennutzung

Neben unserer biologischen Forschung arbeiten wir auch eng mit den indigenen Gemeinden der Region zusammen und bemühen uns, deren Bedürfnisse mit unseren Naturschutzzielen in Einklang zu bringen. Ausgangspunkt hierfür ist speziell die Nachbar-Gemeinde ‘Politcioman‘, wo SCP’s Entwicklungsprogramm darauf abzielt, das Gemeinwohl sowie die Bildung der Kinder zu verbessern, und auch neue sowie nachhaltige Methoden zur Schaffung von Einkommen für die Dorfeinwohner zu erschließen. Projekte in diesem Bereich reichen von Solarstrom-Bereitstellung, über die Verbesserung von Hygiene- und Gesundheits-Maßnahmen bis hin zur Unterstützung beim Verkauf lokaler landwirtschaftlicher Anbauprodukte.

Sulawesi
    
Die sieben Makakenarten, die endemisch auf der Insel Sulawesi leben, sind von besonderer Bedeutung für unser Verständnis der Verbreitung und Evolution von Primaten. Bisher wissen wir jedoch sehr wenig über ihre Ökologie und Reproduktion, da besonders Studien an wildlebenden Tieren fehlen. Durch anthropogene Einflüsse schrumpft der Lebensraum der Sulawesimakakaken rapide, so dass alle Arten vom Aussterben bedroht sind („gefährdet“ bis „stark gefährdet“; Rote Liste der bedrohten Arten, IUCN 2006). Studien zur Sensibilität in Bezug auf Lebensraum(zer)störung  und Kontakt mit Menschen dieser Makaken sind daher äußerst wertvoll um ihren Erhalt zu gewährleisten. Daher ist das Wissen der Arten, sowie deren Reaktion auf diese sehr eingeschränkt.

Die Schopfmakaken (Macaca nigra) sind eine der am stärksten bedrohten Makakenarten auf Sulawesi. Sie leben ausschließlich an der nördlichen Spitze der Insel. Die Reproduktionsbiologie und Ökologie wilder Tiere ist weitestgehend bekannt, da die erforderlichen Studien fehlen. Die in 2006 errichtete Forschungsstation im Naturreservat Tangkoko dient uns als Basis für Studien zur reproduktive Demographie, Nahrungsökologie und Populationsstruktur dieser Art. Gemeinsam mit Studien über den Einfluss von Umweltstressfaktoren auf die Affen dienen diese Projekte dazu, unser Wissen über diese Art zu erweitern und so das Management und den Schutz der Art zu verbessern.

Engelhardt, Gyiarto 2010 (Macaca nigra)