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Tierversuche reduzieren und ersetzen

Deutsches Primatenzentrum beteiligt sich an Forschungsverbund zur Entwicklung von Alternativmethoden
Zellkulturen "in vitro" (im Reagenzglas) sind eine wichtige Ergänzungs- und Ersatzmethode für Tierversuche. Foto: Karin Tilch
Dr. Franziska Dahlmann ist Leiterin der Forschungsgruppe des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) am DPZ und eine der Partner des neuen Forschungsverbundes R2N. Foto: Karin Tilch
Dr. Franziska Dahlmann ist Leiterin der Forschungsgruppe des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) am DPZ und eine der Partner des neuen Forschungsverbundes R2N. Foto: Karin Tilch

Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert einen neuen Forschungsverbund „R2N – Replace und Reduce aus Niedersachsen – Ersatz und Ergänzungsmethoden für eine zukunftsweisende biomedizinische Forschung“ mit insgesamt 4,5 Millionen Euro über eine Laufzeit von vier Jahren. Ziel des Projektes ist es, alternative Methoden für tierexperimentelle Forschung zu entwickeln, um damit Versuche am lebenden Tier zu vermeiden und die Anzahl der eingesetzten Tiere auf das notwendige Minimum zu beschränken.

Am Deutschen Primatenzentrum sind Wissenschaftler der Abteilung Infektionspathologie an dem Forschungsverbund beteiligt. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) und der Tierärztlichen Hochschule Hannover wollen die Forscher eine Biobank für tierische Zell- und Gewebeproben aufbauen und Lungenschnitte als alternatives Testsystem für Infektionsversuche etablieren.

„Bei den Schnitten liegen alle Lungenzellen in ihrem natürlichen Verband vor“, erklärt Franziska Dahlmann, Leiterin der Kooperationsarbeitsgruppe zwischen DPZ und Fraunhofer ITEM, den Vorteil solcher Gewebeschnitte. „Damit kann man die Reaktionen der Lunge auf Virusinfektionen viel genauer untersuchen als in Einzelzellkulturen, ohne lebende Tiere dafür einzusetzen.“

Die Wissenschaftler der Forschungsgruppe arbeiten dabei eng mit dem Research Center for Emerging Infections and Zoonoses der Tierärztlichen Hochschule unter der Leitung des Virologen Albert Osterhaus zusammen. Mit ihrer jahrelangen Expertise in der Erzeugung und Erhaltung solcher Lungenschnitte aus Affen unterstützen die DPZ-Forscher die Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule bei der Herstellung von Lungenschnitten aus anderen Spezies, die für Infektionsversuche mit beispielsweise Grippeviren eingesetzt werden sollen.

Für den Aufbau der Biobank kooperieren die DPZ-Wissenschaftler zudem mit dem Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover unter der Leitung von Wolfgang Baumgärtner. Die Bank soll künftig eine Vielzahl verschiedener Zell- und Gewebeproben bereithalten, die Wissenschaftler nutzen können, um Infektionsversuche durchzuführen oder Wirkstoffe zu testen.

„Mit dem Einsatz von Zellkulturen und Organschnitten wollen wir helfen, Tierversuche zu ersetzen, soweit das möglich ist“, sagt Franziska Dahlmann. „Dort wo der Einsatz von Tieren für bestimmte Fragestellungen nicht vermeidbar ist, können wir so versuchen, die Zahl der eingesetzten Tiere deutlich zu reduzieren.“

Neben der Entwicklung von Alternativmethoden für die Grundlagenforschung und translationale Forschung sollen auch ethische Fragestellungen innerhalb des Forschungsverbundes bearbeitet werden. Zudem soll ein Netzwerk für Alternativmethoden aufgebaut und der Austausch zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dahingehend gefördert werden.

Neben dem Deutschen Primatenzentrum, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Fraunhofer-ITEM sind die Medizinische Hochschule Hannover, die Leibniz Universität Hannover, die Universitätsmedizin Göttingen und das TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung als Partner am R2N-Forschungsverbund beteiligt.