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13.03. vor 45 Jahren: Bürgerproteste und eine Schlagzeile im SPIEGEL

Ein besorgter Anwohner äußert Anfang 1970 am Langenberg bei Göttingen seinen Unmut gegen den Bau des geplanten Primatenzentrums. Das vom Göttinger Journalisten Andreas Stephainski aufgenommene Foto wurde am 13.3.1972 in einem SPIEGEL-Artikel abgedruckt.

Noch bevor feststand, wo und wann das Deutsche Primatenzentrum errichtet werden sollte, sorgte es Anfang der 1970er Jahre für regionale und überregionale Schlagzeilen. Nachdem 1970 die Wahl auf den Standort Göttingen fiel, musste zunächst ein geeignetes Gelände gefunden werden. Das Land Niedersachsen, die Stadt Göttingen und die DFG-Senatskommission für Primatenforschung zogen mehrere Gelände in Erwägung, die aufgrund unpassender Boden- und Grundwasserbedingungen schnell wieder verworfen wurden. Zudem war die Standortsuche von erheblichen Bürgerprotesten begleitet. Einwohner anliegender Gemeinden befürchteten angesichts der Primaten einen Ausbruch von tropischen Krankheiten.

Einen Höhepunkt erreichte die Standort-Debatte Anfang 1972, als das nunmehr vierte potentielle Baugelände in den Mittelpunkt rückte. Es befand sich auf dem Langenberg zwischen den an Göttingen angrenzenden Gemeinden Waake und Mackenrode, deren Gemeindeparlamente prompt geschlossen gegen einen dortigen Bau des Primatenzentrums stimmten. Dennoch planten die Stadt Göttingen und das Land Niedersachsen vorerst weiterhin, das Zentrum am Langenberg zu errichten. Diese hitzige Diskussion erregte auch über die südniedersächsischen Grenzen hinaus mediale Aufmerksamkeit. In seiner Ausgabe vom 13. März 1972 berichtete das überregionale Magazin DER SPIEGEL unter dem plakativen Titel „Primat aus Waake“ über zum Teil groteske Ängste der Bevölkerung hinsichtlich eines Affen beherbergenden Forschungszentrums. Dazu gehörte nicht nur die Furcht vor Seuchen, Fliegenflug und  Darmparasiten. Ein nahe des „Affenhügels“ wohnender Historiker äußerte im SPIEGEL sogar, dass ein solches Institut politische Verwicklungen von der NATO bis zum russischen Militär mit sich ziehen werde. Die Angst vor dem Unbekannten schien das größte Problem der Bevölkerung zu sein, schließlich existierte zu diesem Zeitpunkt noch kein vergleichbares Primatenzentrum in Deutschland. 

Einige Monate erreichten die Gemeindeparlamente, dass ein alternativer Standort gesucht wurde. Die finale Wahl fiel auf ein Gelände am Nordcampus der Universität Göttingen.