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2015 ist das "Jahr der Gibbons"

Sie hangeln sich durch die Regenwälder Südostasiens und stimmen allmorgendlich ihre melodischen Duett-Gesänge an: die Gibbons. Fraglich ist nur, wie lange sie das noch tun werden. Die Kleinen Menschenaffen mit den langen Armen leiden unter illegaler Jagd und der Zerstörung ihres Lebensraums. Forscher befürchten, dass die meisten der 19 Arten in den nächsten 20 Jahren aussterben könnten. Die Sektion für Kleine Menschenaffen der Weltnaturschutzunion hat 2015 deshalb zum „Jahr des Gibbons“ erklärt. Die Kampagne soll die Öffentlichkeit auf die bedrohte Lage der Affen aufmerksam machen und die Finanzierung neuer Schutzprojekte vorantreiben.
Ein männlicher Nördlicher Gelbwangen-Schopfgibbon. Die Art wurde erst 2010 von einem Forscherteam um Christian Roos in Vietnam entdeckt und beschrieben. Foto: Tilo Nadler
Das Logo zum "Jahr des Gibbons". Abbildung: IUCN, Section on Small Apes
Das Logo zum "Jahr des Gibbons". Abbildung: IUCN, Section on Small Apes

„Die Gibbons gehören zu den weltweit am stärksten bedrohten Affenfamilien“, sagt Christian Roos, Wissenschaftler am Deutschen Primatenzentrum. „Wenn wir uns jetzt nicht massiv für ihren Schutz engagieren, wird es viele Arten wahrscheinlich in 20 Jahren nicht mehr geben.“ Der Biologe ist Vizevorsitzender der Expertengruppe für Primaten (PSG) für den Bereich Südostasien innerhalb der Weltnaturschutzunion (IUCN) und Mitglied der Sektion für Kleine Menschenaffen (SSA). Die Wissenschaftler setzen sich besonders für den Schutz und den Erhalt der Gibbons ein.

„Das wichtigste Ziel der Kampagne ist ein gesteigertes öffentliches Bewusstsein“, so Christian Roos weiter. „Viele Menschen wissen nicht, wie schlecht es um die Gibbons steht und warum. Das müssen wir ändern.“ Viele Zoos rund um den Erdball beteiligen sich deshalb an den öffentlichkeitswirksamen Programmen und organisieren Veranstaltungen zum Thema Gibbons mit Plakaten, Filmen und Vorträgen. Gesteigerte Medien- und Internetpräsenz soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. „Ein langfristiges Ziel der Initiative, ist auch das Einwerben finanzieller Mittel für neue Schutzprojekte“, sagt Christian Roos. „Viele Fördermittel werden immer noch für den Schutz der Großen Menschenaffen verwendet. Das ist wichtig, weil auch sie bedroht sind. Dabei dürfen die Gibbons aber nicht vergessen werden.“

Genau wie Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans sind Gibbons Menschenaffen, stehen jedoch häufig im Schatten ihrer bekannteren Verwandten. Ihr Gehirn ist im Vergleich zu ihrem Körper größer als bei anderen Affenarten. Außerdem besitzen sie keinen Schwanz. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße werden sie auch als Kleine Menschenaffen bezeichnet. Mit 19 verschiedenen Spezies sind die Gibbons die artenreichste Affenfamilie unter den Menschenaffen. Eine der Arten, der Nördliche Gelbwangen-Schopfgibbon, wurde erst 2010 von einem Forscherteam um Christian Roos in Vietnam entdeckt. Die IUCN führt alle Gibbons auf der Roten Liste. Derzeit sind 17 der 19 Arten als „gefährdet“ oder „stark gefährdet“ klassifiziert. Die Zerstörung ihres Lebensraums durch Abholzung und Landwirtschaft, illegale Jagd und Wildtierhandel haben die Tiere an den Rand der Ausrottung gebracht. Von der gefährdetsten Gibbon-Art, dem Hainan-Gibbon, existieren derzeit nur noch 28 Tiere. Er ist damit die seltenste Menschenaffenart der Welt. Höchste Zeit also, etwas für den Schutz der bedrohten Tiere zu tun. Die Kampagne „Jahr des Gibbons“ kommt damit keine Minute zu früh.

Mehr Informationen zum „Jahr des Gibbons“ finden Sie unter www.gibbons.asia/year-of-the-gibbon/

Das gesamte Interview mit Christian Roos zum Thema „Gibbons“ und „Jahr des Gibbons“ können Sie in der kommenden Ausgabe (3/2015) unseres Magazins „DPZ aktuell“ nachlesen.