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Milzbrand bedroht Wildtiere in Afrika

Forscher untersuchen die Verbreitung und Folgen eines atypischen Milzbrand-Erregers
Der Milzbrand-Erreger Bacillus cereus biovar anthracis ist vor allem im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste verbreitet und bedroht viele Wildtiere. Vor allem Schimpansen sind von der tödlichen Erkrankung betroffen. Foto: Tiago Jorge da Silva Estima / Shutterstock

Eine kürzlich in Nature veröffentliche Studie zeigt, dass der atypische Milzbrand-Erreger Bacillus cereus biovar anthracis im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste offenbar sehr weit verbreitet ist und eine Gefahr für verschiedene Wildtiere darstellt. 2004 haben Wissenschaftler um Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut das bislang unbekannte Milzbrand-Bakterium bei toten Schimpansen im Regenwald des Taï-Nationalparks entdeckt. An der umfassenden Studie hat neben Wissenschaftlern des Robert Koch-Instituts, des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der Universität Glasgow, des ivorischen Tiergesundheitsinstituts auch Kerstin Mätz-Rensing vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) mitgewirkt.

Üblicherweise wird Milzbrand (Anthrax) durch das sporenbildende Bakterium Bacillus anthracis ausgelöst. Der 2004 entdeckte Milzbrand-Erreger Bacillus cereus biovar anthracis ist für den Tod wildlebender Schimpansen, Gorillas und Elefanten in Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik verantwortlich. Die Forscher untersuchten Gewebeproben und Knochen, die im Laufe der vergangenen 28 Jahre von verstorbenen Säugetieren tiefgefroren worden waren. Im Deutschen Primatenzentrum wurden pathologische Auswertungen der Proben durchgeführt. „Ziel war es, die Todesursache der Tiere festzustellen. Ein großer Teil der Tiere ist an dem Milzbrand-Erreger verstorben. Vor allem Schimpansen sind von der tödlichen Erkrankung betroffen“, sagt Kerstin Mätz-Rensing, Wissenschaftlerin aus der Abteilung Infektionspathologie vom DPZ. „Unseren Hochrechnungen zufolge könnte der Erreger langfristig dazu beitragen, dass die Population im Taï-Nationalpark ausstirbt“, sagt Roman Wittig, Leiter des Taï-Schimpansenprojektes am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler herausfinden, warum der Erreger im Taï-Nationalpark so aktiv ist und bislang unbekannte Infektionsquellen aufdecken.

Originalpublikation:

Hoffmann C et al. (2017) Persistent anthrax as a major driver of wildlife mortality in a tropical rainforest. Nature 548, 82–86: doi:10.1038/nature23309 www.nature.com/nature/journal/v548/n7665/full/nature23309.html