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Dr. Hanna Schleihauf

Mitarbeiterin

Kognitive Ethologie

+49 551 3851-378

HSchleihauf(at)dpz.eu

Kellnerweg 4
37077 Göttingen

Koordinierung und Leitung des Marie Curie Projekts HelpSeeking

In meinem Marie Skłodowska–Curie Postdoc Fellowship erforsche ich die phylogenetischen und ontogenetischen Wurzeln des menschlichen Hilfesuch-Verhaltens. Ich untersuche dabei (1) ob junge Kinder aus unterschiedlichen Kulturen, sowie unsere evolutionären nicht-menschlichen Verwandten Schimpansen, erkennen wann sie Hilfe brauchen, (2) ob sie fähige Helfer identifizieren können, und (3) ob sie strategisch überlegen, welcher potenzielle Helfer am ehesten bereit ist Hilfe zu leisten bevor sie um Hilfe fragen. Ich interessiere mich dabei besonders für die Evolution und die Entwicklung von zwei Arten von Hilfesuch-Verhalten: instrumentelle Hilfesuche (Hilfe um etwas erledigt zu bekommen) und epistemische Hilfesuche (Hilfe Informationen zu bekommen). 

Was haben wir bisher über das instrumentelle Hilfesuch-Verhalten von Kindern und Schimpansen herausgefunden?


Wir haben uns der Frage gewidmet ob Kinder und Schimpansen nur dann Hilfe suchen, wenn sie diese tatsächlich brauchen. In der vorläufigen Analyse unserer Daten haben wir herausgefunden, dass junge Kinder in ungefähr 50% der Fälle um Hilfe fragen (auch wenn sie das Problem eigentlich alleine lösen könnten). Im Gegensatz dazu, haben Schimpansen eine sehr starke Präferenz ein Problem selbst zu lösen (anstatt um Hilfe zu fragen) und nur dann um Hilfe fragen wenn sie ein Problem nicht selbst lösen können. Auf diesen Befunden basierend schlussfolgern wir, dass Kinder nicht nur Hilfe suchen, um tatsächlich Hilfe zu erhalten, sondern auch um in sozialen Kontakt mit ihren Mitmenschen zu treten.  

Wir haben uns auch gefragt, ob Kinder und Schimpansen strategisch überlegen welcher potenzielle Hilfeleistende wohl am motiviertesten ist dies auch zu tun. In dieser Studie gaben wir Schimpansen die Wahl Hilfe von einem von zwei möglichen Helfern zu suchen. Für einen der beiden Helfer war es sehr einfach Hilfe zu leisten, für den anderen war es viel schwerer und anstrengender. Schimpansen haben keine Präferenz für einen der beiden Helfer gezeigt. Wenn wir den Schimpansen allerdings die Chance gaben das Problem selbst zu lösen, haben sie sich öfter für die einfache Variante entschieden. Demnach vermuten wir, dass Schimpansen zwar versuchen ihren eigenen Aufwand gering zu halten, jedoch nicht darauf bedacht sind auch den Aufwand anderer zu minimieren. Zurzeit untersuchen wir, ob wir bei Kindern ein ähnliches Muster finden oder ob Kinder rücksichtsvoller um Hilfe bitten. 

Was haben wir bisher über das epistemische Hilfesuch-Verhalten von Kindern (aus unterschiedlichen Kulturen) herausgefunden? 

Hier haben wir uns gefragt, ab welchem Alter Kinder beginnen, fähige (statt unfähige) Helfer um Hilfe zu bitten. Ein Weg, um zu erkennen welcher Helfer einem die Information geben kann, die man braucht, ist die Gründe zu evaluieren mit welchen potenzielle Helfer ihre Argumente untermauern. Hier haben wir gefunden, dass vier- und fünfjährige Kinder (aber nicht dreijährige Kinder) Helfer bevorzugen, welche gute Gründe geben (im Vergleich zu Helfern die schlechte Gründe geben). 
Ein weiterer Weg fähige Helfer zu identifizieren ist es, zu bewerten ob diese rationale Problemlösestrategien anwenden (z.B. nach Hinweisen zu suchen, um etwas wiederzufinden) oder ob deren Problemlösestrategien irrational sind (z.B. eine Münze zu werfen, um etwas wiederzufinden). Kinder im Alter von 4 Jahren bevorzugen es sich Hilfe zu suchen von jemandem der Probleme rational gelöst hat. Wenn jemand allerdings einen rationale Problemlösestrategie anwendet, diese allerdings nicht zum richtigen Ergebnis führt, und ein anderer eine irrationale Strategie anwendet, diese durch Zufall jedoch die richtige Lösung bringt, dann zeigen Kinder in den USA erst ab 8 Jahren eine Präferenz für den rationalen Helfer, Kinder in China zeigen diese Präferenz mit ungefähr 6 Jahren.

Wir untersuchen derzeit auch ob Kinder aus Kenia und Kinder aus den USA epistemische Hilfe besonders oft dann suchen, wenn sie diese auch brauchen, und ob die sozialen Beziehungen zu potenziellen Helfern eine Rolle in ihrer Hilfesuche spielt. Die Daten dieser Studien werden derzeit analysiert.  

 

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https://twitter.com/HannaSchleihauf

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