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Sexuelle Selektion

Sexuelle Selektion und ihre Bedeutung für die Evolution von Arten ist ein aufstrebender Forschungsbereich innerhalb der Verhaltensökologie und Evolutionsbiologie. Das übergeordnete Ziel dieses Teils unseres Forschungsprogramms ist die Erforschung der Mechanismen von sexueller Selektion bei Primaten und wie sie reproduktive Prozesse und damit die Evolution der Primaten beeinflussen. Unsere Studien haben einen vergleichenden Ansatz, beschränken sich jedoch weitestgehend auf Makaken. Dieses Taxon ist besonders geeignet, da alle Arten ein gemeinsames Sozialsystem und Auswanderungsverhalten haben, sich aber in wesentlichen reproduktiven Parametern unterscheiden (z.B. im Grad der Saisonalität, in der Ausprägung von sexuellen Signalen, in der Art des Dominanz- und Paarungsverhaltens).

Informationen zur  Emmy Noether Nachwuchsgruppe 

Unsere Hauptuntersuchungsbereiche sind:

 

(c) Engelhardt & Quinten, 2011 (Paternity Analysis)
Graphik: Vaterschaftsanalysen mit Hilfe von Kotproben

Determinanten des männlichen Fortpflanzungserfolgs               

Da die Verteilung von Vaterschaft großen Einfluss auf die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb einer Gruppe hat, ist zu erwarten, dass sie auch die soziale Evolution einer Art beeinflusst. Bei Primaten sind die Determinanten der Verteilung von Vaterschaft jedoch noch weitestgehend unbekannt. Unsere Forschung widmet sich daher diesen Determinanten auf der prä- und postkopulativen Ebene. Unsere Studien führen wir sowohl an Schopfmakaken und Javaneraffen im Tangkoko-Batuangus Naturreservat und im Gunung Leuser Nationalpark in Indonesien, als auch an Rhesusaffen auf Cayo Santiago durch.

 

(c) Engelhardt, 2007 (Black-crested Macaque)
Männlicher Schopfmakake mit rotem Hodensack (Foto: A. Engelhardt)

Sexuelle Signale   

Sexuelle Signale sind innerhalb der Ordnung der Primaten weit verbreitet. Trotzdem wissen wir noch relative wenig über ihre Funktion. Unser Ziel ist es die Funktion von akustischen und visuellen sexuellen Signalen zu klären und wie sie den individuellen Reproduktionserfolg steigern können. Hierfür führen wir Studien an Schopfmakaken im Tangkoko-Batuangus Naturreservat und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Primate Kin Selection des MPI für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig an Rhesusaffen auf Cayo Santiago durch.

Weitere Untersuchungen befassen sich mit der adaptiven Funktion der Gesänge von Weisshandgibbons im Khao Yai Nationalpark, Thailand (siehe Webseite von Dr. Claudia Barelli) und der Funktion von Anogenitalschwellung bei den seltenen Pageh-Stumpfnasenaffen auf den Mentawai Inseln in Indonesien.

Verhaltensstrategien

In limitierten vergleichenden Untersuchungen an Makaken konnten wir bereits zeigen, dass das Zusammenspiel von weiblichen und männlichen Reproduktionsstrategien und sein Einfluss auf den Fortpflanzungserfolg von Männchen stark zwischen verschiedenen Arten variiert. In erweiterten vergleichenden Studien untersuchen wir zurzeit:

i) die relative Bedeutung von Weibchenbewachung und weiblicher Partnerwahl für Vaterschaft

ii) wie von weiblichen und männlichen Reproduktionsstrategien durch sexuelle Signale beeinflusst werden, und

iii) in welchem Ausmaß Vaterschaft auf der postkopulatorischen Ebene bestimmt wird.

Interessanterweise unterscheiden sich Männchen der gleichen Makakenart in ihrer Fähigkeit, weibliche sexuelle Signale richtig zu interpretieren. Wir untersuchen daher zur Zeit welche Rolle Erfahrung und soziales Wissen in dieser Hinsicht spielt.

(c) Brent, Dubuc, Higham
Veränderung in der Gesichtsfärbung weiblicher Rhesusaffen im Verlauf ihres ovariellen Zykluss (Foto: C. Dubuc)

Zusätzlich planen wir Studien zur Bestimmung der Charakteristika ovarieller Zyklen und des Sexualverhaltens von Mentawai-Languren (Presbytis potenziani).
    
    
Spermienkonkurrenz   

Spermienkonkurrenz ist ein wichtiger Faktor für den männlichen Fortpflanzungserfolg in Mehrmännchengruppen und ist assoziiert mit artspezifischen Unterschieden in der Hodengröße und Spermiencharakteristika. Wie Spermienkonkurrenz genau zu evolutiven Veränderungen auf der Gonaden- bzw. Gametenebene führt, wie sie männliches Fortpflanzungsverhalten beeinflusst und welche selektiven Drücke es auf männliche Reproduktionsstrategien ausübt ist jedoch noch weitestgehend unbekannt. Wir gehen diesen Fragen nach, indem wir:

i) Spermiencharakteristika (z.B. Morphologie, Motilität) nah verwandter Arten, die sich im Grad der Spermienkonkurrenz voneinander unterscheiden, miteinander vergleichen (M. nigra und M. mulatta), und
ii) die interindividuellen Unterschiede in der Ejakulatqualität und –quantität innerhalb der gleichen Art (M. fascicularis) untersuchen, um den Einfluss von Ejakulatkomposition, Spermienvorrat und indivdueller Spermienallokation auf den männlichen Fortpflanzungserfolg zu ergründen

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