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DPZ richtet Nachwuchsgruppe ein

Die „Medizinische RNA-Biologie“ unter der Leitung von Jens Gruber kombiniert biologische Grundlagenforschung mit medizinischen Anwendungen.
Nachwuchsgruppenleiter Jens Gruber

Am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen nimmt am 1. Januar eine neue Nachwuchsgruppe ihre Arbeit auf. In den Projekten des Teams von Gruppenleiter Jens Gruber (36) steckt Potential für die Therapie schwerer Krankheiten wie Krebs, Herzerkrankungen oder HIV. Seine Nachwuchsgruppe "Medizinische RNA-Biologie" erforscht den Einfluss von Ribonukleinsäuren (RNAs) auf die Genaktivität von Zellen und verwendet dazu die vom DPZ patentierte Transportmethode der Virus-ähnlichen Partikel (Virus-like particles, VLP). Dank des wirtschaftlichen Erfolgs dieser und anderer anwendbarer wissenschaftlicher Erkenntnisse des DPZ finanziert das Institut die Nachwuchsgruppe vollständig aus Patenteinnahmen, also ohne Steuergelder. Die Arbeit der Forscher fußt auf der Technik der RNA-Interferenz: Wenn man das richtige RNA-Molekül in die richtige Zelle einschleusen kann, wird dort gezielt ein Gen deaktiviert - im besten Falle dasjenige, das für den Ausbruch oder Verlauf der jeweiligen Krankheit verantwortlich ist.

Manchmal hilft auch in der Wissenschaft ein glücklicher Zufall weiter: Zum Beispiel, wenn ein Forscher wie Jens Gruber und ein Institut wie das Deutsche Primatenzentrum zusammenfinden, bei denen sich Forschungsgebiet und technische Voraussetzungen zu einer vielversprechenden Kombination vereinen. Der Zufall, der jetzt zur Gründung der Nachwuchsgruppe "Medizinische RNA-Biologie" am DPZ geführt hat, war ein Gespräch beim Feierabend-Bier in einer Pferdeklinik. An einem Abend im Jahr 2005 erfuhr Gruber dabei, dass das DPZ eine molekulare Transporttechnik besitzt, wie er sie dringend suchte: Mit Hilfe von Virus-like Particles (VLP) lassen sich Wirkstoffe in Zellen einschleusen, um dort zielgenau aktiv zu werden. Dadurch könnten zum Beispiel Gene ausgeschaltet werden, die für den Ausbruch von Krankheiten wie HIV, Osteoporose oder Krebs verantwortlich sind. An der Umsetzung dieser Idee arbeitet Gruber ab dem 1. Januar 2013 mit seiner eigenen Nachwuchsgruppe am DPZ.

Virus-like Particles (VLP) sind künstlich hergestellt Virus-Hüllen ohne gesundheitsschädliche Eigenschaften, die mit Inhaltsstoffen wie RNAs gefüllt werden können, welche man in bestimmte Körperzellen transportieren will. "Das kann sehr spezifisch sein", erklärt Jens Gruber, "wenn zum Beispiel ein Prozess in der Leber ausgeschaltet werden soll, würden wir die VLPs so konstruieren, dass sie nur in der Leber ankommen." Die Einnahmen solchen anwendbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen wie den VLPs ermöglichen es dem DPZ auch, die neue Nachwuchsgruppe vollständig ohne den Einsatz von Steuergeldern zu finanzieren. Sie ist der Abteilung Primatengenetik (Leitung: Prof. Lutz Walter) angegliedert und zunächst auf fünf Jahre Laufzeit angelegt. Das Team wird inklusive Jens Gruber zunächst aus fünf Mitarbeitern bestehen. Eine Fülle von Anfragen für Kooperationen hat Gruber jetzt schon, denn sein Forschungsansatz eröffnet für viele verschiedene Forschungsbereiche und medizinische Erkrankungen neue Möglichkeiten.

Kontakt
Dr. Jens Gruber
Tel: +49 551 3851-481
E-Mail: jgruber@dpz.eu

Christian Kiel (Stabsstelle Kommunikation)
Tel: +49 551 3851-424
E-Mail: ckiel@dpz.eu

Die Deutsches Primatenzentrum GmbH (DPZ) - Leibniz-Institut für Primatenforschung betreibt biologische und biomedizinische Forschung über und mit Primaten auf den Gebieten der Infektionsforschung, der Neurowissenschaften und der Primatenbiologie. Das DPZ unterhält außerdem vier Freilandstationen in den Tropen und ist Referenz- und Servicezentrum für alle Belange der Primatenforschung. Das DPZ ist eine der 86 Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.