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Erforschung der Biodiversität ausbauen

Wissenschaftler des Göttingen Research Campus an Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina beteiligt
250 Arten des Gießkannenschimmels sind bereits beschrieben worden. Der hier dargestellte Aspergillus nidulans ist ein beliebtes Studienobjekt der Wissenschaftler. Foto: Özgür Bayram und Gerhard Braus
Madame Berthes Mausmaki (Microcebus berthae), der kleinste lebende Primat der Welt, wurde 1993 von DPZ-Forschern in Madagaskar entdeckt. Foto: Manfred Eberle
Madame Berthes Mausmaki (Microcebus berthae), der kleinste lebende Primat der Welt, wurde 1993 von DPZ-Forschern in Madagaskar entdeckt. Foto: Manfred Eberle
Prof. Dr. Gerhard Braus, Leiter der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Genetik an der Universität Göttingen, beschäftigt sich unter anderem mit verschiedenen Pilzen. Foto: privat
Prof. Dr. Gerhard Braus, Leiter der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Genetik an der Universität Göttingen, beschäftigt sich unter anderem mit verschiedenen Pilzen. Foto: privat
Das Foto zeigt Christian Roos im Labor.
PD Dr. Christian Roos, leitender Wissenschaftler in der Abteilung Primatengenetik am Deutschen Primatenzentrum, hat schon mehrere Primatenarten beschrieben. Foto: Christian Kiel

Käferbeine zählen, Schmetterlinge aufspießen, Pflanzen pressen und Tiere ausstopfen - dass diese Vorstellung längst nicht mehr der Realität der Taxonomen entspricht, darauf wollte die Leopoldina in ihrer jetzt veröffentlichten Stellungnahme hinweisen. Vielmehr sei eine "technische Revolution" im Gange, die die Erfassung der gesamten biologischen Vielfalt der Erde in greifbare Nähe rücken lässt. Mit den Genetikern Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) und Gerhard Braus von der Universität Göttingen waren zwei Wissenschaftler vom Göttingen Research Campus an der Stellungnahme der Leopoldina beteiligt.

Die Taxonomie hat in den letzten Jahren immens an Bedeutung gewonnen, insbesondere in den Bereichen Medizin, Lebensmittelindustrie und Landwirtschaft. So tauchen immer wieder neue Krankheitserreger auf, Mikroorganismen werden für die Herstellung von Lebensmitteln verwendet und Bodenmikroben sind entscheidend am Erfolg der Ernte beteiligt. "Die gestiegene Bedeutung der Taxonomie spiegelt sich nicht in den Bemühungen der Forschung wieder. Es gibt zu wenig finanzielle Mittel und mittlerweile auch zu wenig Kompetenz auf Seiten der Forscher. Wir erhoffen uns von der Stellungnahme, dass die taxonomische Forschung in Deutschland einen neuen Aufschwung bekommt und stärker gefördert wird", so Christian Roos, der selber bereits mehrere Primatenarten entdeckt und beschrieben hat.

„Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze sind in ihrer biologischen Vielfalt noch erstaunlich unbekannt, obwohl die Mikrobiome von Mensch, Pflanze und Tier eine enorme Bedeutung für Gesundheit, Ernährung und Anpassung an die Umwelt besitzen", sagt Gerhard Braus, in der Leopoldina-Stellungnahme zuständig für Mikroorganismen. „Eine integrative Taxonomie, die Methoden wie die Genom- oder Proteomanalyse einschließt, eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Lebenswissenschaften in den nächsten Jahrzehnten." Mit Hilfe der sogenannten „OMICS"-Technologien können molekularbiologische Informationen innerhalb kürzester Zeit vollständig erfasst werden. Der Begriff leitet sich aus dem gemeinsamen Suffix der einzelnen Technologien ab, wie GenOMICS (Erfassung der genetischen Information des Organismus), TranskriptOMICS (Erfassung der RNA-Moleküle) und ProteOMICS (Erfassung der Proteine).

Die Leopoldina empfiehlt neben mehr Geld für Forschung und Lehre für kombinierte Taxonomie und „OMICS"-Projekte insbesondere die Einrichtung eines Forschungsprojektes zur Beschreibung aller Arten Mitteleuropas und die Schaffung einer zentralen Infrastruktur zur Digitalisierung und Speicherung taxonomischer Daten. Letztere soll dann auch die immensen Datenschätze der verschiedenen Forschungsmuseen und Sammlungen enthalten.