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Gesundheit und Verhalten von Versuchstieren automatisch erfassen

Das Deutsche Primatenzentrum erhält rund 370.000 Euro für ein innovatives Kamerasystem
Rhesusaffen in der Tierhaltung am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Anton Säckl
Das neue Forschungs- und Haltungsgebäude PriCaB (Primate Cognition and Behavior). Foto: Karin Tilch
Das neue Forschungs- und Haltungsgebäude PriCaB (Primate Cognition and Behavior). Foto: Karin Tilch

Die Bewegungen von Tieren mit Kameras rund um die Uhr aufzuzeichnen und mittels neuer Analyseprogramme und Hochleistungscomputern auszuwerten, ist ein bislang einzigartiger Ansatz, um einerseits den Gesundheitsstatus der Tiere zu erfassen und andererseits wichtige Forschungsdaten zu gewinnen. Das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung erhält jetzt rund 370.000 Euro von der Förderbank für Niedersachsen, NBank, um ein entsprechendes Kamerasystem anzuschaffen.

In mehreren Haltungsbereichen, in denen jeweils Gruppen von bis zu 30 Rhesusaffen leben, wird ein System mit insgesamt rund 140 Kameras installiert, das die Bewegungen und das Verhalten der Tiere automatisiert und rund um die Uhr erfasst. Die so gewonnen Daten werden mit Hilfe leistungsfähiger Rechner und neuer Analyseprogramme, die auf maschinellem Lernen beruhen, ausgewertet. Ein integriertes Gesichtserkennungsprogramm ermöglicht es dabei, jedes Tier in der Gruppe individuell zu erfassen und hinsichtlich seines Verhaltens, seiner Gesundheit und seiner kognitiven Fähigkeiten zu beschreiben.

„Das neue System wird die Forschungsmöglichkeiten am Göttingen Campus deutlich ausweiten und zahlreiche Kooperationen ermöglichen,“ sagt Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums. Exemplarisch wären hier Studien zu Long-COVID-Erkrankungen zu nennen, bei denen das Beobachtungssystem dazu eingesetzt wird, um kognitive und motorische Beeinträchtigungen der Tiere nach einer überstandenen Coronainfektion zu erfassen.

Die Auswertung der Kamerabilder wird auch Rückschlüsse auf Intelligenz und Neugier einzelner Tiere ermöglichen, so dass besonders geeignete Versuchstiere für Studien ausgewählt werden können, bei denen höhere kognitive Fähigkeiten eine Rolle spielen. Dies reduziert die Anzahl der Versuchstiere in Untersuchungen beispielsweise zu Aufmerksamkeitsstörungen oder zu degenerativen Erkrankungen. Darüber hinaus erwarten wir, die umfangreichen Beobachtungsdaten für verschiedene Fragestellungen in der Verhaltens- und Kognitionsforschung nutzen zu können.

Insgesamt wird das Kamerasystem rund 460.000 Euro kosten, 80 Prozent übernimmt die NBank aus dem Programm „Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)“, 20 Prozent verbleiben als Eigenanteil beim DPZ. Als Förderbank für Niedersachsen unterstützt die Investitions- und Förderbank Niedersachsens (NBank) das Land bei seinen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben im Bereich Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Wohnraum- und Infrastrukturförderung.