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Medizin-Nobelpreis 2018: Krebstherapie auf Basis von Tierversuchen

James P. Allison und Tasuko Honjo wurden mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse zur Immuntherapie gegen Krebs ausgezeichnet. Für ihre Forschungen waren unter anderem Versuche mit Mäusen notwendig.
Für die Immun-Checkpoint-Therapie gegen Krebs wurden im Labor Wirkstoffe entwickelt, die die Inhibitoren-Proteine der Immunzellen hemmen (Symbolbild). Foto: Heike Hofmann-Winkler
Auswahl Nobelpreis-würdiger Forschungsleistungen auf Basis von Tierversuchen. Abbildung: www.tierversuche-verstehen.de
Auswahl Nobelpreis-würdiger Forschungsleistungen auf Basis von Tierversuchen. Abbildung: www.tierversuche-verstehen.de

Unsere Immunabwehr ist das Wachsystem unseres Körpers. Infizieren wir uns mit Krankheitserregern, werden diese von den Immunzellen als „fremd“ erkannt und abgewehrt. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den sogenannten T-Zellen zu. Diese Immunzellen sind in der Lage, Eindringlinge zu erkennen. Körpereigene Zellen werden von ihnen dagegen nicht attackiert, weshalb Krebstumore vom Immunsystem nicht erkannt werden.

Hier setzt die Forschung von Allison und Honjo an, die unabhängig voneinander in den 1990er Jahren zwei Proteine in den T-Zellen entdeckten, die wie Bremsen wirken. Sie sorgen normalerweise dafür, dass körpereigene Zellen von den Immunzellen nicht angegriffen werden. Allison arbeitete an dem Molekül CTLA-4. Mit seiner Arbeitsgruppe an der University of California in Berkeley untersuchte er Substanzen, die das Protein ausschalteten (Leach et al. 1996). Für seine Studien setzte er Mäuse ein und konnte zeigen, das die Hemmung von CTLA-4 die Tiere von Tumoren heilen konnte. Seine Forschungen mündeten schließlich 2010 in einer erfolgreichen klinischen Studie mit Hautkrebs-Patienten.

Tasuko Honjo von der Universität Kyoto identifizierte das Protein PD-1 in T-Zellen, das eine ähnliche inhibierende Wirkung wie CTLA-4 zeigt, allerdings hat es einen anderen Wirkmechanismus (Ishida et al. 1992). Auch Honjo arbeitete mit Mäusen und erbrachte mit seinen Versuchen den Nachweis, dass ein Ausschalten des Proteins mittels bestimmter Substanzen das Wachstum von Tumoren blockieren kann. Eine klinische Studie im Jahr 2012, in deren Rahmen der Wirkstoff gegen verschiedene Krebsarten eingesetzt wurde, war erfolgreich.

Die so entwickelte Krebstherapie wird als Immun-Checkpoint-Therapie bezeichnet und wird in der Onkologie erfolgreich angewendet. Besonders die Behandlung von fortgeschrittenem Schwarzen Haukrebs, bei dem zuvor kaum Chancen auf Heilung bestanden, konnte mit der Immuntherapie dramatisch verbessert werden. Die Versuche mit Mäusen konnten bei beiden Forschungsansätzen entscheidende Hinweise auf Funktionalität und eine mögliche Anwendung der Therapie beim Menschen geben.

Die Nobelpreise werden seit 1901 vergeben. Bislang wurden 106 Preise in der Kategorie Medizin oder Physiologie verliehen. Davon wurden 94 Preise (88 Prozent) für Forschungsleistungen vergeben, die sich unter anderem auf Tierversuchen stützen. Eine Liste aller bislang vergebenen Nobelpreise, die auf Forschung mit Tieren basieren, finden Sie hier