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Tierversuchszahlen bei Affen seit 14 Jahren niedrig

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat am 1. Dezember die offiziellen Versuchstierzahlen für 2013 veröffentlicht. Nur 0,1 Prozent aller Tierversuche entfallen auf nicht-menschliche Primaten.
Rhesusaffen sind dem Menschen sehr ähnlich und kommen deshalb in wenigen, unverzichtbaren Tierversuchen in Deutschland zum Einsatz. Foto: Karin Tilch
Das Foto zeigt eine Kuchengrafik
Tiernutzung in verschiedenen Bereichen in Deutschland 2012/2013. Quellen: BMEL, Deutscher Jagdverband, Eurostat, Statistisches Bundesamt, Institut für Wildbiologie. Abbildung: Deutsches Primatenzentrum/Christian Kiel

Die am 1. Dezember vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) veröffentlichten Versuchstierzahlen für 2013 zeigen: Erstens sind die Zahlen in Deutschland insgesamt leicht gesunken. Zweitens stellen nicht-menschliche Primaten, umgangssprachlich Affen, weniger als ein Tausendstel aller Versuchstiere in Deutschland dar. Die Zahl lag 2013 bei 2165 Tieren und blieb konstant, seit die aktuelle Meldeweise vor 14 Jahren eingeführt wurde. Primaten werden vor allem für gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsprüfungen eingesetzt. In der Grundlagenforschung werden Primaten nur in Versuchen eingesetzt, die wissenschaftlich äußerst bedeutsam und unverzichtbar sind. Verglichen mit dem Tierverbrauch für die Nahrungsmittelkonsum bilden wissenschaftliche Versuche nur einen winzigen Bruchteil der Tiernutzung in Deutschland.

Das Ministerium weist nicht nur darauf hin, dass die Zahlen um 2,7 Prozent zurückgegangen sind (von 3.080.727 auf 2.997.152), sondern auch darauf, dass die Zahl der nicht-menschlichen Primaten, also Affen und Halbaffen, mit 2165 Tieren im Bereich des Durchschnitts der vergangenen vierzehn Jahre liegt. „Diese Tiere nehmen damit nur einen sehr kleinen, aber wissenschaftlich hochbedeutenden Anteil an den Versuchstieren ein", erläutert Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums (DPZ), das nicht-menschliche Primaten unter anderem in der Infektionsforschung, der Reproduktionsforschung und der neurowissenschaftliche Forschung einsetzt. „Außerdem werden Versuche mit Affen in der wissenschaftlichen Grundlagen- und Anwendungsforschung nur genehmigt, wenn es sich um außerordentlich wichtige Fragestellungen handelt, zum Beispiel zur Erforschung lebensbedrohlicher Infektionserkrankungen oder der Funktionsweise des Gehirns."

Versuchstiere wurden im vergangen Jahr in der Grundlagenforschung eingesetzt, um Krankheiten zu erforschen, für die medizinische Produktentwicklung oder um die Sicherheit von Medikamenten, Inhaltsstoffen oder medizinischen Produkten zu testen. Gerade in diesem letzten Bereich verlangt das Gesetz in Deutschland den Einsatz von Primaten: So wurden von den 2165 im letzten Jahr verwendeten Primaten etwa die Hälfte für gesetzlich vorgeschriebene Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen zum Schutz von Patienten und Konsumenten eingesetzt. Abgesehen von manchen landwirtschaftlichen Nutztieren und Fischen dürfen Tierversuche in Deutschland nur an Wirbeltieren durchgeführt werden, die für diesen Zweck gezüchtet wurden. Jeder Tierversuch muss beantragt werden und wird nur dann von der zuständigen Landesbehörde genehmigt, wenn die Wissenschaftler begründen können, dass es keine alternative Methode gibt, mit der der Forschungszweck erreicht werden kann. Außerdem muss der Tierversuch ethisch vertretbar sein. Das heißt, eine unabhängige Kommission, der auch Tierschutzvertreter angehören, prüft, ob der Zweck des Tierversuchs den Einsatz der Tiere rechtfertigt.

Stellt man den knapp drei Millionen wissenschaftlichen Eingriffen an Wirbeltieren die jährliche Fleischproduktion in Deutschland gegenüber, so zeigt sich, dass diese unersetzliche Forschung nur einen sehr kleinen Anteil der Nutzung von Tieren durch den Menschen ausmacht. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden im Jahr 2012 in Deutschland etwa 58 Millionen Schweine, fast vier Millionen Rinder und knapp 700 Millionen Geflügeltiere geschlachtet. Die Fleischproduktion hat 2012 laut dem Bundesamt einen Wert von insgesamt über 6,7 Millionen Tonnen erreicht. Im Laufe eines Lebens werden so für jeden Deutschen im Durchschnitt mehr als 700 Hühnchen geschlachtet, aber nur zwei Mäuse für biomedizinische Forschung benötigt.

Bei der Interpretation der offiziellen Versuchstierzahlen muss darauf hingewiesen werden, dass die jüngste Änderung des deutschen Tierschutzgesetzes in den Zahlen für 2013 noch nicht berücksichtigt wurden, da das neue Gesetz erst 2014 in Kraft getreten ist.