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Herzlich willkommen...

... in der virtuellen Version der Ausstellung "Primaten"!

In diesem Rundgang durch die Ausstellung „Primaten“ wollen wir unsere Faszination für die Primatenforschung mit Ihnen teilen und Ihnen Einblick geben in die Welt unserer nächsten Verwandten. Begleiten Sie unsere Forscherinnen und Forscher in das Reich der Primaten!

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Was ist ein Primat?
Diversität
Bedrohungsfaktoren
Pavianforschung im Senegal
Regenwaldökologie - Kleine Affen, große Samen
Lemurenforschung in Madagaskar
Biodiversität
Kommunikation
Zum Stammbaum der Primaten

Was ist ein Primat?

Die Vielfalt der Lebewesen ordnen

Mitte des 18. Jahrhunderts begann der Systematiker Carl Linnaeus damit, eine Ordnung in die Vielfalt der Lebewesen zu bringen, indem er Arten mit gemeinsamen Merkmalen zu taxonomischen Einheiten (Klasse, Ordnung, Familie etc.) zusammenfasste. Während Linnaeus noch von einer Schöpfung der Arten ausging, war Charles Darwin hundert Jahre später der Überzeugung, dass eine solche taxonomische Einheit im Lauf der Evolution aus einem einzigen gemeinsamen Vorfahren entstanden ist. Solche Einheiten sind durch gemeinsame charakteristische Merkmale, sogenannte Synapomorphien, gekennzeichnet. Allerdings ist es für Primaten sehr schwierig, solche Synapomorphien zu definieren. Deshalb wird in der Regel eine Kombination von Merkmalen herangezogen, die eine Eingrenzung der Ordnung der Primaten ermöglicht.

Die hier ausgestellte Dermoplastik eines Borneo Orang-Utans (Pongo pygmaeus) wurde freundlicherweise vom Zoologischen Museum der Universität Göttingen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein historisches Präparat unbestimmter Herkunft, dessen Alter auf 100 bis 150 Jahre geschätzt wird. Der Borneo Orang-Utan kommt ausschließlich auf der Insel Borneo im Malaiischen Archipel in Südostasien vor.

Merkmale der Ordnung Primaten

Life History - Lebensgeschichte

in Stichworten:

  • geringe Wurfgröße
  • lange Tragezeit
  • langsames Wachstum
  • späte Geschlechtsreife
  • Bewohner der Tropen und Subtropen
  • leben meist in Gruppen

Merkmale der Ordnung Primaten

Der Kopf

  • relativ großes Gehirn
  • Augen nach vorn gerichtet - ermöglicht 3-D Sehen
  • maximal 36 Zähne

Merkmale der Ordnung Primaten

Hände und Füße

Hände und Füße sind an das Greifen angepasst

  • Großzehe opponierbar
  • Tastfelder an den Innenseiten
  • meist flache Nägel
Was erzählen uns Schädelformen über die Evolution?

Lemuriformes

Lemuren

Lorsiformes

Loriartige

Tarsiiformes

Koboldmakis

Platyrrhini

Neuweltaffen

Colobinae

Schlank- und Stummelaffen

Cercopithecinae

Backentaschenaffen

Hylobatidae

Gibbons

Hominidae

Menschenaffen

Diversität: kleine und große Primaten

Schädel

Mensch

Primaten haben im Vergleich zu anderen Säugern verhältnismäßig große Gehirne. Innerhalb des Stammbaums der Primaten steigen Größe und Gewicht der Gehirne im Verhältnis zur Körpergröße an. Das größte Denkorgan besitzt der Mensch mit durchschnittlich 1300 Gramm.

Leihgabe: Zentrum Anatomie der Universtiätsmedizin Göttingen

Schädel

Schimpanse

Schädel eines weiblichen Schimpansen (Pan troglodytes). Gewicht ca. 300 bis 500 Gramm. Die Augen sind nach vorn gerichtet. Der Gesichtsschädel liegt unter dem Gehirnschädel. Die Augenhöhlen sind durch eine knöcherne Scheidewand verschlossen, so dass die Augen in einem „Becher“ liegen.

Präparation: Wolfgang Henkel

Schädel

Katta

Während bei den meisten Säugetieren der Geruchssinn eine übergeordnete Rolle spielt, hat er sich bei den Primaten im Laufe der Evolution zurückgebildet. Lemuren, wie Kattas oder Varis, besitzen noch eine hundeartige Schnauze und eine flache Stirn. Ihr Gesichtsschädel befindet sich vor dem Gehirnschädel. Die Augen sind schräg nach vorn gerichtet und von knöchernen Postorbitalbögen umgeben, die nach hinten offen sind. Das Gehirn eines Kattas wiegt etwa 23 Gramm.

Schädel

Grauer Mausmaki

Das Gehirn eines Grauen Mausmakis (Microcebus murinus) wiegt rund 1,7 Gramm.

Verbreitung und Bedrohung

Diversität

Mausmaki

Mausmakis sind Lemuren, die auf Madagaskar leben. Mit einer Körpergröße von maximal 14 Zentimetern und einem Gewicht von nur 60 Gramm gehören sie zu den kleinsten Primatenarten der Erde.

  • Kopf-Rumpf-Länge: 12 - 14 cm
  • Schwanzlänge: 13 - 14,5 cm
  • Gewicht: 60 g
  • Lebensstil: nachtaktiv, baumlebend

Neben ihrer zierlichen Statur fallen Mausmakis vor allem durch ihre großen Augen auf.

Diversität

Katta

Kattas sind eine mittelgroße Lemurenart. Ihr auffälligstes Merkmal ist ihr langer schwarz-weiß geringelter, dicht behaarter Schwanz. Rücken und Beine sind grau bis rot-braun gefärbt, während die Bauchseite und das maskenhafte Gesicht von weißem Fell bedeckt sind. Sehr markant sind auch ihre gelb bis orange-roten Augen, die durch schwarze Umrandungen vom übrigen Gesicht abgegrenzt sind. Verbreitung: Süd- und Südwest-Madagaskar

  • Kopf-Rumpf-Länge: 39 - 46 cm
  • Schwanzlänge: 56 - 63 cm
  • Gewicht: 2,2,kg
  • Lebensstil: nachtaktiv, baumlebend

Diversität

Rhesusaffe

Rhesusaffen leben in Asien und bewohnen das größte Verbreitungsgebiet aller Affenarten. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Afghanistan über Indien, Thailand und Vietnam bis nach China. Da sie äußerst anpassungsfähig sind, können sie in den winterkalten Hochgebirgsregionen des Himalaya genauso überleben wie in den trockenen und heißen Gebieten des Flachlandes. Meist bevorzugen sie offenes Gebüsch, Wälder und Parkanlagen als Lebensraum. Einige Rhesusaffen-Sippen besiedeln auch felsige Gebiete und Küstensümpfe. Für ihre enorme Anpassungsfähigkeit spricht, dass sie immer häufiger in der Nähe von Menschen leben, hauptsächlich dort, wo ihr natürlicher Lebensraum eingeschränkt wurde.

  • Kopf-Rumpf-Länge: 41 - 66 cm (Männchen); 37 - 58 cm (Weibchen)
  • Schwanzlänge: 12,5 - 31 cm (Männchen); 12,5 - 28 cm (Weibchen)
  • Gewicht: 4 - 14 kg (Männchen); 3 - 10 kg (Weibchen)
  • Lebensstil: tagaktiv, halten sich überwiegend am Boden auf

Diversität

Gorilla

Die Gorillas sind die größten lebenden Primaten. Sie haben einen stämmigen Körperbau und ein schwarzgraues Fell. Stehend erreichen sie eine Größe von 1,25 bis 1,75 Meter. Wie alle Menschenaffen sind sie schwanzlos. Und wie alle Altweltaffen haben sie 32 Zähne. Beim Gewicht weisen Gorillas einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. Weibchen werden etwa 70 bis 90 Kilogramm schwer. Männchen erreichen bis zu 200 Kilogramm Körpergewicht. Tiere in menschlicher Obhut können deutlich schwerer werden. Die Schädel der Männchen sind mit einem Scheitelkamm und einem Nuchalkamm (einer Knochenleiste am Nacken) ausgestattet, die als Muskelansatzstellen dienen.

Gorillas werden derzeit in zwei Arten mit jeweils zwei Unterarten eingeteilt: den Westlichen Gorilla (G. gorilla), der in den Westlichen Flachlandgorilla (G. g. gorilla) und den Cross-River-Gorilla (G. g. diehli) aufgeteilt wird, und den Östlichen Gorilla (G. beringei), bei dem zwischen dem Östlichen Flachlandgorilla (G. b. graueri) und dem Berggorilla (G. b. beringei) unterschieden wird.

Gorillas leben im mittleren Afrika, die Verbreitungsgebiete der zwei Arten liegen jedoch rund 1000 Kilometer voneinander entfernt.

Konsum
Produkte

Bedrohung

Zerstörung des Lebensraums

Hauptbedrohungsfaktor für die meisten Primaten ist die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums. So sind mittlerweile 50 Prozent der tropischen Wälder geschädigt, fragmentiert oder bereits ganz zerstört. Dies führt bei den Primaten zu Abnahme und Veränderungen der Populationen und zum Verlust genetischer Diversität. Die verbleibenden Individuen sind anfällig für Krankheiten und natürliche Katastrophen. Das Foto zeigt eine Abholzung im Wald von Sumatra.

Foto: W.F. Laurance

Bedrohung

Wilderei

Während das Fleisch von Wildtieren früher hauptsächlich zur Ernährung der lokalen Bevölkerung diente, nimmt heute die kommerzielle Wilderei mit modernen Waffen immer mehr zu. Primatenfleisch gilt in vielen städtischen Bevölkerungsschichten als Delikatesse und mit der Jagd auf seltene Arten können hohe Gewinne erzielt werden. Das Foto zeigt das geräucherte Fleisch eines Bonobos (Pan paniscus) auf einem Markt in Kindu in der Demokratischen Republik Kongo.

Foto: J. Head

Bedrohung

Legaler und illegaler Handel

Die Gründe für den Handel mit Primaten sind vielfältig. Neben Fleischverzehr und Haustierhaltung werden lebend gefangene Primaten an Zoo und biomedizinische Forschungseinrichtungen verkauft. In vielen Ländern werden Teile von Primaten in der traditionellen Medizin eingesetzt oder sind als Trophäen und Glücksbringer begehrt. Das Foto zeigt illegal gehandelte Kleine Plumploris (Nycticebus pygmaeus), die von den thailändischen Behörden beschlagnahmt wurden.

Foto: Thai CITES Authority aus aus Nekaris et al. 2013 PLoS One 8(7): e69215

Bedrohung

Zunahme der Weltbevölkerung

Nach Prognose der Vereinten Nationen wird die menschliche Weltbevölkerung in den nächsten 35 Jahren noch um ein Drittel zunehmen. Achtzig Prozent dieser Zunahme wird in den Herkunftsländern der nichtmenschlichen Primaten stattfinden. Das Überleben dieser Menschen wird größtenteils direkt von den lokalen natürlichen Ressourcen abhängen. Damit wird der Druck auf den Lebensraum und die nichtmenschlichen Primaten selbst zunehmen. Das Foto der Favela Rocinha in Rio de Janeiro steht als Sinnbild für die Dichte der menschlichen Bevölkerung.

Foto: chensiyuan, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/, via Wikimedia Commons https://de.wikipedia.org/wiki/Rocinha#/media/File:1_rocinha_favela_closeup.JPG

Bedrohung

Erschließung unberührter Regionen

Viele ehemals abgelegene Regionen werden heute zum Abbau von Bodenschätzen, für die Holzwirtschaft oder als Infrastrukturmaßnahme erschlossen. Die Folgen sind meist illegale Besiedlung, Abholzung, Wilderei und illegaler Handel mit Wildtieren. Das Foto zeigt ein umstrittenes Straßenbauprojet in Brasilien. Die Transamazônica soll auf Höhe des Äquators den Atlantischen Ozean mit dem Pazifik verbinden.

Foto: Keith Irwin, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en/ https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47922929

Bedrohung

Ausweitung der Agrarfläche

Der größte Teil des zerstörten Lebensraums der Primaten wird in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt. Dabei wird nur ein kleinerer Teil zur Versorgung der lokalen Bevölkerung genutzt. Der größere Teil wird zu Monokulturen der kommerziellen Landwirtschaft, wie Ölpalmenplantagen, Sojafeldern und Nutzholzplantagen der Papierproduktion. Das Foto zeigt eine Ölpalmenplantage in Malaysia. Malaysia produziert mit Indonesien zusammen fast 90 Prozent des weltweit genutzten Palmöls.

Foto: Craig - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1899947

Zur Freilandstation Simenti im Senegal

Lebensraumverlust

Palmöl

In Südostasien werden riesige Flächen Regenwaldes für Ölpalmenplantagen gerodet. Dies gefährdet das Überleben von Orang-Utans, Gibbons und vielen anderen Primaten. Das gewonnene Palmöl ist zum größten Teil für die westlichen Industrieländer bestimmt. Palmöl ist ein billiger Rohstoff. Hier sind einige Beispiele für die Verwendung von Palmöl in der Lebensmittelproduktion, beispielsweise in Fertiggerichten und Luxusprodukten wie Schokolade, sowie in Reinigungs- und Körperpflegeprodukten. 8% des Palmöls wird als Futtermittel für Rinder, Geflügel und Schweine genutzt. Der WWF schätzt, dass durch einen bewussten Umgang mit Palmölprodukten der Verbrauch in Deutschland um die Hälfte gesenkt werden könnte.

Lebensraumverlust

Palmöl in Bioenergie

In Südostasien werden riesige Flächen Regenwaldes für Ölpalmenplantagen gerodet. Dies gefährdet das Überleben von Orang-Utans, Gibbons und vielen anderen Primaten. Das gewonnene Palmöl ist zum größten Teil für die westlichen Industrieländer bestimmt. Palmöl ist ein billiger Rohstoff. 41% des nach Deutschland importierten Palmöls wird für Bioenergie, hauptsächlich Biodiesel, verwendet. Der WWF schätzt, dass durch einen bewussten Umgang mit Palmölprodukten der Verbrauch in Deutschland um die Hälfte gesenkt werden könnte.

Lebensraumverlust

Wertvolle Rohstoffe

In nahezu jedem Produkt, das wir kaufen, stecken Rohstoffe. Moderne IT-Geräte enthalten zum Beispiel bis zu 60 verschiedene Stoffe, darunter 30 Metalle. Einige dieser Metalle, wie Gold, Kobalt und Tantal werden in Gegenden abgebaut, in denen viele Primaten leben. Das führt nicht nur zur Zerstörung des Lebensraums der Primaten, sondern in der Regel auch zur Wilderei nach Buschfleisch. Handys sollten daher so lange gebraucht werden, wie sie funktionieren und dann recycelt. Bei manchen Produkten sollte man auch überdenken, wie notwendig sie überhaupt sind. Kaffeekapseln beispielsweise bestehen zum großen Teil aus Aluminium. Dieses wird aus Bauxit gewonnen, das unter anderem im Amazonasgebiet abgebaut wird. In Deutschland fallen jährlich 4000 – 4500 Tonnen Kaffeekapseln an, die sich aufgrund des Verbundes von Kunststoff und Metallen auch nur sehr schwer recyceln lassen.

Lebensraumverlust

Tropenholz

Mahagoni, Palisander, Teak, Bangkirai, Bongossi – das sind Holzarten, die nur in tropischen Wäldern wachsen. Wir kaufen sie als Terrassenböden, Möbel, Türen, Spielzeug und Papier. Ist das wirklich nötig? Nein, mit guter Planung lassen sich alle tropischen Hölzer durch einheimische Bäume ersetzen. Man muss nur auf die exotische Optik verzichten. Aber was ist mit zertifiziertem Tropenholz? In vielen Tropenholz exportierenden Ländern herrschen politische Instabilität und Korruption, so dass oft mehr als die Hälfte des exportierten Holzes aus illegaler Abholzung kommt. Das Siegel sagt daher oft wenig über die tatsächliche Herkunft des Holzes aus. Ein nachhaltiger Anbau von Tropenholz ist aufgrund des sehr langsamen Wachstums tropischer Bäume wirtschaftlich kaum rentabel und daher zweifelhaft.

Lebensraumverlust

Soja

In den vergangenen 50 Jahren wurde der Anbau von Sojabohnen um das zehnfache gesteigert. In Südamerika wird immer mehr des wertvollen Amazonas-Regenwaldes für den Anbau von Soja gerodet. Dabei werden nur 6% des angebauten Sojas direkt verzehrt. Drei Viertel der Produktion werden in der Tierfütterung eingesetzt, hauptsächlich für Schweine und Geflügel. Würden alle Einwohner Deutschlands ihren Fleischverzehr den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung anpassen, könnten 1,8 Millionen Hektar Sojaanbaufläche eingespart werden.

Regenwaldökologie

Freilandforschung

Die Forschungsstation CRP Simenti

Die Forschungsstation CRP Simenti (Centre de Recherche de Primatologie Simenti) wurde 2007 vom DPZ im Niokolo- Koba-Nationalpark im Südosten Senegals gegründet. Der Park liegt in der tropischen Savannenzone und ist von stark saisonalen Niederschlägen geprägt. Die Trockenzeit dauert von November bis Mai, die Regenzeit von Juni bis Oktober. Die Studienpopulation in Simenti umfasst mehr als 300 Paviane, wobei sich die Forschungsarbeit auf ungefähr 70 Individuen konzentriert. Das Studiengebiet liegt direkt am Gambia-Fluss mit seinen ausgeprägten Galeriewäldern.

Freilandforschung

Im Fokus: Guineapaviane

Zur Forschung auf Madagaskar
Südamerikanische Primaten

Freilandforschung

Die Forschungsstation Estación Biológica Quebrada Blanco

Seit 1994 werden kontinuierlich Studien an der DPZ Forschungsstation Estación Biológica Quebrada Blanco (EBQB) im Amazonastiefland-Regenwald in Nordost-Peru durchgeführt, die sich mit der Ausbreitung von Samen durch zwei Krallenaffenarten beschäftigen, durch Schnurrbarttamarine (Saguinus mystax) und durch Schwarzstirntamarine (Leontocebus nigrifrons).

Station liegt etwa 90 Kilometer südöstlich der nächsten Stadt Iquitos und ist von dort in einer eineinhalbtägigen Reise per Boot zu erreichen. Das Camp besteht aus zwei einfachen Hütten, die auf einer Lichtung im Primärregenwald aufbaut wurden. Das Klima ist feuchtheiß mit einer mittleren Jahrestemperatur von 28 Grad Celsius und rund 3000 Millimeter Jahresniederschlag.

Samenausbreitung
Die Bedeutung der Biodiversität

Lemurenforschung auf Madagaskar

Baumbewohnern auf der Spur

Im Kirindy-Wald leben acht Lemurenarten

Baumbewohnern auf der Spur

Langzeitforschung über Lemuren

Schwerpunkt der Forschungsarbeit in Madagaskar sind Langzeitstudien, die sich mittlerweile über zwei Jahrzehnte erstrecken. Sie sind wichtig, um generations- und artenübergreifende Abläufe zu verstehen und evolutionäre Fragen auf mehreren Ebenen, bezogen auf Art, Bestand, Gruppe oder einzelne Individuen, zu beantworten.

Die Forscher haben unterschiedliche Fragen

Verhalten

  • Beeinflusst die Gruppengröße die individuelle Gesundheit?
  • Wirken sich Sozialbeziehungen auf die Zusammensetzung der Darmflora aus?
  • Ist die Kommunikation in Gruppen komplexer als in Paaren?
  • Leben schlaue Tiere länger?
  • Wie und durch welche Tiere wird entschieden, wohin die Gruppe geht?

Ökologie

  • Beeinflusst die Klimaerwärmung die Population?
  • Warum haben manche Weibchen jedes Jahr ein Junges und andere nicht?

Evolution

  • Was sind die Vor- und Nachteile des Paarlebens?
  • Wie werden Paarungsstrategien vom Geschlechterverhältnis bestimmt?

Baumbewohnern auf der Spur

Lebendfalle für Mausmakis

Die Lemuren werden von den Forschern in regelmäßigen Zeitabständen in Lebendfallen gefangen, um sie zu messen, zu wiegen, individuell zu markieren und um ihre Streifgebiete zu erfassen. Dabei werden die Fallen abends bestückt mit etwas Banane ausgebracht und morgens abgeholt. Freigelassen werden die Tiere immer dort, wo sie gefangen wurden. Einigen Tieren scheint die Banane so gut zu schmecken, dass sie immer wieder in die Falle gehen.

Baumbewohnern auf der Spur

Datenblatt

Datenblatt mit notierten Verhaltensbeobachtungen eines Rotstirnmakis.

Die Buchstabenkürzelbedeuten: R = Ruhen, L = Laufen, M = Fressen). Zusätzlich wird noch notiert, was die Tiere fressen (Fl für Blätter, Fr für Früchte).

Baumbewohnern auf der Spur

Protokollheft

Protokollheft eines Feldassistenten mit Aufzeichnungen zu verschiedenen Sifaka-Gruppen.

Notiert wird, wann (Datum, Uhrzeit) und wo (Parzellennamen z.B. J4 oder K5) die Tiere im Wald gefunden wurden, die Namen der Gruppen (A bis G) sowie der einzelnen Tiere (Städtenamen), in welcher Höhe sich die Tiere aufhalten und was sie gerade tun (R für Ruhen, S für Soziale Interaktionen, L für Laufen, M für Fressen). Zusätzlich wird noch notiert, was die Tiere fressen (Fl für Blätter, Fr für Früchte).

Kommunikation

Stürzender Turm

ein Klassiker unter den Geschicklichkeitsspielen

Ein Spiel, das fast jeder kennt oder schon einmal gespielt hat. Am Anfang kann man viele Hölzchen aus dem Turm herausziehen, ohne dass dieser zusammenbricht. Er wird jedoch mit jedem fehlenden Teil zunehmend instabiler. Welches Hölzchen besonders wichtig ist, ändert sich im Spielverlauf. Ähnlich verhält es sich mit der Biodiversität. In einer Lebensgemeinschaft stehen alle Organismen, mögen diese auch noch so klein und unscheinbar sein, in Wechselwirkung miteinander und sind ein Stück weit voneinander abhängig. Diese Wechselwirkung ist ein dynamisches System – die Bedeutung eines jeden „Bausteins“ kann sich jederzeit ändern. So ist es der natürliche Lauf der Natur, dass Arten aussterben oder neu Arten entstehen. Auch Änderungen im Ökosystem sind natürliche Prozesse. Doch der Menschen greift so stark in die globalen Ökosysteme ein, dass sich diese nicht regenerieren können. Das Aussterben einer Art ist unwiederbringlich und kann eine ganze Lebensgemeinschaft zum Zusammenstürzen bringen.

Das wertvollste Kapital unserer Erde

Biodiversität

Biodiversität kann auf mehreren Ebenen beschrieben werden, die in Wechselwirkung miteinander stehen. Dazu gehört die Vielfalt der Ökosysteme, die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb von Arten.

Fensterbilder: Luzie J. Almenräder, Grafiken von Fafarumba/Shutterstock.com und MircoOne/Shutterstock.com

Die Vielfalt der Ökosysteme

Unterschiedliche Lebensräume werden als Ökosysteme bezeichnet. Ein Ökosystem besteht aus einer Lebensgemeinschaft von Organismen mehrerer Arten und ihrer unbelebten Umwelt. Im Bild (rechts) symbolisiert durch verschiedene Landschaften.

Die Vielfalt der Arten

Der Begriff Artenvielfalt wird oft mit Biodiversität gleichgesetzt und synonym verwendet. Im eigentlichen Sinne beschreibt Artenvielfalt jedoch die Mannigfaltigkeit der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten innerhalb eines Lebensraumes. (In der Bildmitte anhand von Zeichnungen von Fußabdrücken verschiedener Arten dargestellt.

Genetische Vielfalt

Die genetische Vielfalt innerhalb einer Art erklärt sich durch die Variation innerhalb der Genome. Unterschiedliche Varianten von Genen (Allele) sind für unterschiedliche Ausprägungen desselben Merkmals verantwortlich, beispielsweise für eine blaue, braune oder grüne Augenfarbe. Eine große genetische Vielfalt ist Voraussetzung dafür, dass Arten und somit auch ganze Ökosysteme gesund und flexibel bleiben, um sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen zu können. (Wird im Bild links anhand der Schuhabdrücke verschiedener Menschen symbolisiert.

Biologische Vielfalt

ist geographisch nicht gleichverteilt. In Wüsten ist die Vielfalt beispielsweise geringer als in tropischen Regenwäldern. Gebiete mit einer sehr hohen Vielfalt werden auch als „Hotspots“ bezeichnet. Sie sind vor allem in den tropischen Wäldern und Meeren zu finden. Menschen sind Teil dieser Vielfalt und stehen durch zahlreiche Prozesse mit den jeweiligen Lebensgemeinschaften in Wechselwirkung.

Ende

Krallenaffen

Olfaktorische Kommunikation 1

Krallenaffen nutzen - wie viele Säugetiere - Duftstoffe zur Kommunikation. Beim sogenannten „Markierverhalten“ werden Urin und die Sekrete spezieller Hautdrüsen (Duftdrüsen) eingesetzt. Die hier gezeigten Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) besitzen Duftdrüsen über dem Schambein (Suprapubische Drüse), dem Brustbein (Sternaldrüse) sowie im Bereich der Genitalien (Anogenitaldrüse). Beim Markieren bringen sie die Duftdrüsensekrete auf Ästen und Stämmen, aber auch auf Artgenossen auf.

Lemuren

Olfaktorische Kommunikation 2

Männliche Kattas markieren mit den Duftdrüsen an den Handgelenken ihr Territorium.

Duftdrüsen und Markierungsverhalten sind innerhalb der Primaten bei den madagassischen Lemuren und bei den Neuweltaffen am stärksten ausgeprägt. Männliche Kattas (Lemur catta) besitzen Geruchsdrüsen an Handgelenken, Schultern und Genitalien. In den Duftgemischen der Männchen wiesen Wissenschaftler der australischen Duke University rund 200 verschiedene chemische Substanzen nach. Die Komponenten unterscheiden sich je nach Drüse. Mit den Drüsen an den Handgelenken markieren männliche Kattas auch ihren buschigen Schwanz und wedeln diesen dann in sogenannten „Stinkkämpfen“ ihren Gegnern entgegen.

Vokale Kommunikation

Affenlaute sind artspezifisch, angeboren, wenig variabel. Hier zu hören: die Laute von Meerkatze, Bärenpavian, Berberaffe und Mausmaki.

Rufe werden in Verhaltenssituationen eingesetzt und sind Ausdruck emotionaler Zustände. Bei Guineapavianen z.B. Begrüßung, Kampf, Verdrängung, Jungtierhandling, Spielen, Betteln

Einige Affenarten verfügen über spezifische Alarmrufe für verschiedene Raubtiere und lösen damit angepasste Fluchtreaktionen aus, Bsp. die Alarmrufe der Grünen Meerkatze vor einem Leoparden und einer Schlange

Die Alarm-Rufe verschiedener Affenarten klingen unterschiedlich: Hier warnen die auf Madagaskar lebenden die Sifakas und Rotstirnmakis vor Raubvögeln.

Gibbons sind berühmt für ihre Duettgesänge. Sie „markieren“ damit ihre Territorien und ihre Partnerschaft. Je nach Art können die Gesänge 10 bis 20 Minuten dauern und finden meist in den frühen Morgenstunden statt. Männchen und Weibchen singen unterschiedliche Strophen. Die Gesänge sind artspezifisch. (Aufgrund des charakteristischen Gesangs entdeckten Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums 2010 sogar eine noch nicht beschriebene Gibbon-Art, den Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbon (Nomascus annamensis))

Zum Start der Tour

Primaten in Gefahr

Die Karte zeigt die Verbreitung der heute lebenden Primaten und den Anteil bedrohter Arten in der jeweiligen Region. Weltweit gelten heute 62 Prozent aller Primatenarten als bedroht. Der Anteil bedrohter Arten ist je nach Region unterschiedlich hoch. Schwerpunkte der Bedrohung liegen in Madagaskar und der südostasiatischen Region. Die Faktoren, die zur Bedrohung führen, sind je nach Herkunftsland und Primatenart unterschiedlich. Bildnachweis: Verbreitung und Bedrohung der Primaten. Karte: VectorWorldMap.com, Luzie Almenräder

Südamerikanische Primaten

Südamerikanische Primaten

Südlicher Brauner Brüllaffe (Alouatta guariba clamitans)

Brüllaffen gehören zu den größten Vertretern der Neuweltaffen. Ihr Name leitet sich von dem lauten Brüllen her, das die Gruppen vornehmlich in der Morgendämmerung erschallen lassen. Es dient in erster Linie der Territorialverteidigung. Brüllaffen gehören zu den Klammerschwanzaffen, die einen greiffähigen Schwanz besitzen, an dem sie oft während der Nahrungsaufnahme hängen. Sie sind überwiegend Blätterfresser, die ihre energiearme Ernährung durch energiesparendes Verhalten, wie lange Rastzeiten und kurze Wanderstrecken, ausgleichen.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Südamerikanische Primaten

Schwarzer Kapuziner (Sapajus nigritus)

Kapuzineraffen sind dagegen Allesfresser, die sich durch bemerkenswerten Erfindungsreichtum beim Nahrungserwerb auszeichnen. Sie sind die einzigen Neuweltaffen bei denen Werkzeuggebrauch beobachtet wurde. Sie benutzen Steine und Äste um Nüsse zu knacken und durchsuchen Löcher und Spalten mit Zweigen nach Insekten.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Südamerikanische Primaten

Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus)

Kapuzineraffen sind dagegen Allesfresser, die sich durch bemerkenswerten Erfindungsreichtum beim Nahrungserwerb auszeichnen. Sie sind die einzigen Neuweltaffen bei denen Werkzeuggebrauch beobachtet wurde. Sie benutzen Steine und Äste um Nüsse zu knacken und durchsuchen Löcher und Spalten mit Zweigen nach Insekten.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Südamerikanische Primaten

Totenkopfaffe (Saimiri spec.)

Totenkopfaffen sind nah mit den Kapuzinern verwandt. Sie leben in großen Gruppen von 40 bis 50 Tieren und ernähren sich überwiegend von Insekten und Früchten, gelegentlich auch von kleinen Wirbeltieren. In Zeiten von Früchteknappheit können sie kurzfristig nur mit tierischer Ernährung auskommen.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Südamerikanische Primaten

Nördlicher Brauner Brüllaffe (Alouatta guariba guariba)

Brüllaffen gehören zu den größten Vertretern der Neuweltaffen. Ihr Name leitet sich von dem lauten Brüllen her, das die Gruppen vornehmlich in der Morgendämmerung erschallen lassen. Es dient in erster Linie der Territorialverteidigung. Brüllaffen gehören zu den Klammerschwanzaffen, die einen greiffähigen Schwanz besitzen, an dem sie oft während der Nahrungsaufnahme hängen. Sie sind überwiegend Blätterfresser, die ihre energiearme Ernährung durch energiesparendes Verhalten, wie lange Rastzeiten und kurze Wanderstrecken, ausgleichen.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Südamerikanische Primaten

Vor ungefähr 46 Millionen Jahren haben sich die Neuweltaffen von denen der Alten Welt getrennt und seitdem eine ganz eigene Evolution durchlaufen. Zurzeit unterscheidet man 175 Arten, die in Süd- und Mittelamerika leben. Die hier ausgestellten sechs Neuweltaffen zeigen einen Querschnitt durch die große Diversität südamerikanischer Primaten.

Dermoplastik: Leihgabe des Zoologischen Museum der Universität Göttingen

Samenausbreitung durch Krallenaffen

Samenausbreitung durch Krallenaffen im Amazonas-Regenwald

Schädel eines Schwarzkopftamarins (Leontocebus illigeri)

Betrachtet man den hier abgebildeten Schädel im Vergleich zu dem rechts abgebildeten Samen (Abuta grandifolia), so schlucken die kleinen Tamarine erstaulich große Früchte. Diese Frucht passt gerade so durch den Kiefer des Primaten.

Die Nahrung der Schnurrbarttamarine (Saguinus mystax) und der Schwarzstirntamarine (Leontocebus nigrifrons) besteht zu mehr als der Hälfte aus Früchten, wobei die Tiere nur das Fruchtfleisch verdauen, die heruntergeschluckten Samen aber unverdaut ausscheiden. Die 300 bis 600 Gramm schweren Tiere schlucken dabei Samen von einer Länge bis zu 2,5 Zentimetern und einem Durchmesservon mehr als einem Zentimeter. Um Vergleichbares zuleisten, müsste ein Mensch eine kleine Kokosnuss verschlucken.

Diese beiden Schnurrbarttamerine fressen die Früchte eines Poureria torta-Baumes.

Samenausbreitung durch Krallenaffen im Amazonas-Regenwald

Kleine Affen, große Samen

Der Amazonas-Regenwald ist eines der artenreichsten Ökosysteme und für das Klima von weltweiter Bedeutung. Primaten tragen zur Stabilität und Funktionsfähigkeit des Ökosystems bei, indem sie zum Beispiel als Samenausbreiter fungieren.

Seit über 20 Jahren werden an der DPZ-Forschungsstation Estación Biológica Quebrada Blanco (EBQB) im Amazonas-Regenwald Studien zur Samenausbreitung durch zwei Krallenaffenarten durchgeführt.

Schnurrbarttamarine (Saguinus mystax) und Schwarzstirntamarine (Leontocebus nigrifrons) breiten die Samen von rund 90 Pflanzenarten aus. Bei der Nahrungsaufnahme verschlucken die Primaten die Samen im Ganzen, verdauen aber nur das anhaftende Fruchtfleisch. Samen werden bis zu 600 Meter vom Mutterbaum entfernt unverdaut ausgeschieden. So entgehen sie dem hohen Fraßdruck in der Nähe der Mutterpflanze und können auch neue Lebensräume besiedeln. Tamarine breiten Samen auch vom primären Regenwald in Sekundärwald aus, der durch natürliche (Windbruch) oder menschliche (Abholzung) Störung entstanden ist. Sie spielen somit eine wichtige Rolle im Prozess der Waldregeneration.