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Als Haustiere gehaltene Affen könnten eine Rolle bei der Ausrottung der Frambösie spielen

Eine Studie zeigt, dass infizierte Affen beim Kampf gegen die tropische Krankheit zum Problem werden könnten
Makaken werden in Asien oft als Haustiere gehaltenen. Durch den engen Kontakt zum Menschen können sie sich mit der Frambösie infizieren und damit einen Ansteckungsherd für den Menschen darstellen. Foto: Francisco / Fotolia
Eine Kultur des Bakteriums Treponema pallidum. Foto: David Cox, by Photo Credit: Content Providers(s): CDC/ Dr. David Cox [Public domain], via Wikimedia Commons
Eine Kultur des Bakteriums Treponema pallidum. Foto: David Cox, by Photo Credit: Content Providers(s): CDC/ Dr. David Cox [Public domain], via Wikimedia Commons
Dr. Sascha Knauf ist Wissenschaftler in der Abteilung Infektionspathologie am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Karin Tilch
Dr. Sascha Knauf ist Wissenschaftler in der Abteilung Infektionspathologie am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Karin Tilch

Die Frambösie, benannt nach dem französischen Wort für Himbeere, framboise, ist eine Tropen-krankheit, die in den entlegensten und ärmsten Gebieten Afrikas, Südostasiens und dem Pazifikraum vorkommt. Offene, himbeerartig aussehende Wucherungen im Gesicht sowie an Armen und Beinen haben der Krankheit ihren Namen gegeben. Unbehandelt entwickeln sich diese Hautveränderungen zu schweren Knochen- und Knorpelschäden und schließlich zu irreparablen Verformungen des Skeletts. Die Krankheit wird von Mensch zu Mensch vor allem durch Haut-kontakt übertragen. Auslöser ist das Bakterium Treponema pallidum ssp. pertenue, eine Unterart des Syphilis-Erregers Treponema pallidum ssp. pallidum. In einer jetzt veröffentlichten Studie hat ein internationales Forscherteam, darunter auch Sascha Knauf vom Deutschen Primatenzentrum, Antikörper gegen das Bakterium in Blutproben verschiedener Makakenarten Südostasiens nachgewiesen, die engen Kontakt zu Menschen hatten. Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass die Krankheit nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch zwischen Mensch und Affe übertragen werden kann. Das muss bei der Bekämpfung der Krankheit in Zukunft berücksichtigt werden (Emerging Infectious Diseases, 2017).


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich zum Ziel gesetzt, die Frambösie weltweit bis zum Jahr 2020 auszurotten. Eine einzige Tablette des Antibiotikums Azithromycin genügt um eine infizierte Person zu therapieren (Mitjà et al., The Lancet, 2012). Die Behandlungsstrategie der aktuellen Kampagne basierte jedoch bislang auf der Annahme, dass die Frambösie nur im Menschen vorkommt und kein natürliches Reservoir im Tierreich besitzt. Besonders Affen können sich jedoch aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Menschen grundsätzlich mit dem Treponema-Erreger infizieren.

Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler 734 Blutproben von 13 verschiedenen Makakenarten. Die Proben wurden von 1999 bis 2012 in verschiedenen asiatischen Ländern sowohl von wildlebenden als auch domestizierten Affen entnommen. In elf dieser Blutproben konnten die Forscher das Treponema-Bakterium nachweisen (1,5 Prozent). Diese Proben stammten von Affen aus Singapur sowie von den indonesischen Inseln Bali und Sulawesi.

„Die Anzahl der positiven Proben scheint auf den ersten Blick gering“, sagt Sascha Knauf, Wissenschaftler in der Abteilung Infektionspathologie am Deutschen Primatenzentrum und Ko-Autor der Studie. „Auffällig ist aber, dass die positiv getesteten Affen nahezu alle als Haustiere eng mit dem Menschen zusammenlebten und die Proben in Indonesien während eines dort grassierenden Frambösie-Ausbruchs von 2001 bis 2011 gesammelt wurden. Die Tiere könnten sich also vermutlich bei den Menschen angesteckt haben.

„Dass Makaken als Haustiere gehalten werden, ist in Südostasien leider keine Seltenheit. Durch den engen physischen Kontakt mit Menschen wird eine Übertragung der Krankheit sowohl von Mensch auf Affe als auch andersherum begünstigt. Schon seit längerem ist bekannt das Affen in Afrika als ein natürliches Reservoir für die Infektion des Menschen mit dem Frambösieerreger in Betracht kommen (Knauf et al., Emerging Infectious Diseases, 2013).

„Unsere Studien zeigen, dass überall dort, wo die Krankheit unter den Menschen verbreitet ist oder war, auch verschiedene Affenarten infiziert sein können“, sagt Sascha Knauf. „Eine vollständige Ausrottung der Frambösie in Asien wird wahrscheinlich nur möglich sein, wenn nicht nur der Mensch, sondern auch die als Haustiere gehaltenen Affen in ihrem Umfeld behandelt werden. Diesen Ansatz bezeichnet man als One-Health-Ansatz, in dem man davon ausgeht, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt untrennbar miteinander verbunden ist. Infizierte Tiere stellen andernfalls ein hohes Risiko für eine immerwährende Ansteckungsquelle für den Menschen dar. Eine nachhaltige Ausrottung des Erregers wäre damit nur schwer zu erreichen.“

Originalpublikation:

Klegarth et al. (2017): Survey of Treponemal Infections in Free-Ranging and Captive Macaques, 1999–2012. Emerging Infectious Diseases, 23(5): 816-819. dx.doi.org/10.3201/eid2305.161838