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Über Tierversuche reden

Deutsches Primatenzentrum ist Erstunterzeichner der Initiative „Transparente Tierversuche“
DPZ-Mitarbeitende diskutieren mit Tierversuchsgegnern bei einer Mahnwache im Februar 2020. Foto: Karin Tilch
Logo der Initiative Transparente Tierversuche. Grafik: Tierversuche verstehen
Logo der Initiative Transparente Tierversuche. Grafik: Tierversuche verstehen
Schüler*innen bei einer Führung durch die Tierhaltung am DPZ. Foto: Karin Tilch
Schüler*innen bei einer Führung durch die Tierhaltung am DPZ. Foto: Karin Tilch
Ein Rhesusaffe in der Tierhaltung am DPZ. Foto: Anton Säckl
Ein Rhesusaffe in der Tierhaltung am DPZ. Foto: Anton Säckl
Eine Wissenschaftlerin übt das Intubieren an einem Tierkopf im Skills Lab am DPZ. Foto: Manfred Eberle
Eine Wissenschaftlerin übt das Intubieren an einem Tierkopf im Skills Lab am DPZ. Foto: Manfred Eberle

Studien an Tieren sind in der biologischen und biomedizinischen Forschung eine wesentliche Voraussetzung für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Die Entwicklung neuer Medikamente, Impfstoffe und Therapien wäre ohne tierexperimentelle Forschung nicht möglich. Trotzdem sind Tierversuche umstritten und werden kontrovers und häufig emotional diskutiert. Oft fehlt es dabei an faktenbasierten und transparenten Informationen, was nicht zuletzt daran liegt, dass viele Wissenschaftler*innen den offenen Dialog über Tierversuche scheuen. Die Informationsinitiative „Tierversuche verstehen“ und die Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben deshalb die Initiative „Transparente Tierversuche“ ins Leben gerufen. Sie appellieren gemeinsam an Forschungseinrichtungen, Universitäten und forschende Unternehmen, ihrer Verantwortung für eine transparente Information über Tierversuche gerecht zu werden und offen über dieses Thema zu kommunizieren. Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen gehört zu den Erstunterzeichnern der Initiative und verpflichtet sich damit zu proaktiver und offener Kommunikation über Tierversuche.

Das DPZ führt Studien an nicht-menschlichen Primaten in der Infektions- und Herz-Kreislauf-Forschung sowie in den Neurowissenschaften durch. Die Wissenschaftler*innen sind sich der großen ethischen Verantwortung bewusst, die damit einhergeht. Sie haben sich verpflichtet, Tierversuche und Tierschutz bestmöglich in Einklang zu bringen und über dieses Thema mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren.

„Das Verständnis für tierexperimentelle Forschung hängt ganz wesentlich davon ab, in welchem Maß wissenschaftliche Institutionen die Öffentlichkeit über Notwendigkeit, Bedeutung und Unerlässlichkeit von Tierversuchen informieren“, sagt Stefan Treue, Direktor am Deutschen Primatenzentrum und Sprecher der Initiative „Tierversuche verstehen“. „Dieser Verantwortung stellt sich das DPZ schon seit vielen Jahren, indem es über verschiedene Kanäle mit der Öffentlichkeit über dieses Thema spricht.“

Als eines der ersten wissenschaftlichen Institute in Deutschland hat das DPZ Informationen über Tierversuche, insbesondere mit Primaten, in einem eigenen Bereich auf seiner Website veröffentlicht (www.dpz.eu/tierversuche). Informationen zu den Versuchstieren und Forschungsprojekten sind dort genauso zu finden wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die jährlichen Versuchstierzahlen. Auch die Ethik-Richtlinien des DPZ sind im Wortlaut auf der Website zu finden. Darüber hinaus können Interessierte über zwei virtuelle Rundgänge sowohl in Labore als auch Tierhaltungen hineinschauen. Auch in den sozialen Medien über Twitter und Youtube ist das DPZ aktiv.

Neben diesen Online-Angeboten diskutieren die DPZ-Mitarbeiter*innen regelmäßig im Rahmen von Institutsführungen und Veranstaltungen mit der interessierten Öffentlichkeit über Tierversuche. Auch Pressevertretern werden Besuche und Interviews am DPZ ermöglicht. Als neues Angebot für Schulklassen wurde Anfang 2021 das Format „DPZ@school“ gestartet. Dabei besuchen DPZ-Wissenschaftler*innen online den Unterricht, informieren unter anderem über tierexperimentelle Forschung und diskutieren ethische Fragen.

Tierversuche und Tierschutz sind untrennbar miteinander verbunden. Eine hervorragende Ausbildung aller Personen, die mit Tieren arbeiten, ist dazu unerlässlich. Hier setzt das am DPZ etablierte Skills Lab an, es ermöglicht es dem wissenschaftlichen Personal, Eingriffe an lebensnahen Modellen zu üben. Dazu gehört zum Beispiel das Vernähen einer Wunde, die Blutabnahme oder das Intubieren für die Beatmung bei Narkosen. Das baut Unsicherheiten für die spätere Arbeit am Tier ab und verringert somit die Belastung der Versuchstiere. Damit ist das Skills Lab sowie die Entwicklung und der Einsatz von Alternativmethoden am DPZ ein wichtiger Beitrag zum 3R-Prinzip (Englisch: „replace, reduce, refine“). Es ist für alle Forschenden verpflichtend und zielt darauf ab, Tierversuche wenn möglich durch Alternativen zu ersetzen, die Zahl der Versuchstiere zu begrenzen und die Belastung der Tiere auf ein unerlässliches Maß zu beschränken. Auch der seit 2015 zweimal pro Jahr am DPZ stattfindende, europaweit anerkannte Ausbildungskurs für die wissenschaftliche Arbeit mit Primaten und die versuchstierkundliche Seminarreihe des DPZ dienen der optimalen Ausbildung. Sie behandeln neben verschiedenen Tierschutzaspekten und Alternativmethoden auch die Kommunikation über Tierversuche.

„Mit unserer proaktiven Kommunikation haben wir bislang ausschließlich gute Erfahrungen gemacht“, sagt Stefan Treue. „Die Menschen sind meist sehr interessiert und wollen mehr über das Thema erfahren. Nur wenn wir Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen transparent über Tierversuche informieren, kann sich die Öffentlichkeit eine fundierte Meinung bilden.“