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35 Jahre Deutsches Primatenzentrum

Veranstaltungen und Forschungshighlights rund um die Forschung an und mit Primaten
Eine Besuchergruppe lässt sich die Tierhaltung des DPZ zeigen.

Infektionsforschung, Neurowissenschaften, Primatenbiologie. Das sind die Themen, denen sich die Wissenschaftler am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) widmen. Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums lädt das DPZ alle Interessierten herzlich ein, das Institut in Göttingen näher kennenzulernen. So werden zwischen dem 6. und 20. September mehrere Vorträge mit anschließender Führung durch die Primatenhaltung angeboten. Am 13. September messen sich DPZ-Forscher in einem öffentlichen Science Slam im Foyer des Instituts. Dabei werden sie aktuelle Forschungsergebnisse unterhaltsam, prägnant und im Wettstreit um den Applaus des Publikums vortragen. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht ein anderthalbtägiges Symposium über Primatenforschung. Zu den größten Erfolgen aus 35 Jahren zählen unter anderem die Entwicklung eines BSE-Schnelltests, die Erkenntnis, dass Hirnzellen auch bei erwachsenen Primaten anatomisch und funktionell anpassungsfähig sind sowie die Entdeckung und Beschreibung von 14 Primatenarten.

Die Mitarbeiter des Deutschen Primatenzentrums bieten Besuchern eine besondere Gelegenheit: Interessierte ab 15 Jahren können sich für Vorträge mit anschließender Führung durch die Primatenhaltung anmelden und vor Ort erleben, wie vielseitig Primatenforschung ist. Die Führungen ergänzen das Jubiläumsprogramm, in dessen Zentrum ein eineinhalbtägiges Symposium zur Primatenforschung steht. Hier geht es um so unterschiedliche Themen wie Langzeit-Feldforschung auf Madagaskar oder die Rolle von Primaten als Modell in der Entwicklung moderner Therapiemethoden. Ergänzt werden die Vorträge durch zwei Diskussionsrunden, in denen es zum einen darum geht, welche Rolle und Aufgaben Wissenschaftler in der öffentlichen Debatte um Tierversuche haben und zum anderen um Karriereperspektiven und Unterstützungsangebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Etwas unkonventioneller wird es beim Science Slam zugehen. Moderiert von Lars Wätzold von der Comedy Company Göttingen werden DPZ-Forscher in anschaulichen und unterhaltsamen Kurzvorträgen ihre Forschung präsentieren und sich dem kritischen Publikum stellen. Zu allen Veranstaltungen sind Besucher herzlich eingeladen.

35 Jahre Primatenforschung in Göttingen und in den Tropen

"Das DPZ hat stark zugelegt", sagt Michael Lankeit, administrativer Geschäftsführer des Deutschen Primatenzentrums. "Wir haben unsere Mitarbeiterzahl in den letzten zehn Jahren verdoppelt und kürzlich unsere 400. Mitarbeiterin begrüßt." Dabei sind die vielen Helfer und Studenten an den vier Freilandstationen des DPZ in Peru, Senegal, Madagaskar und Indonesien noch gar nicht mitgezählt. "Die wissenschaftliche Breite des Primatenzentrums, die von der Verhaltensforschung über die Stammzellbiologie und Genetik bis hin zu Infektionsforschung und Neurowissenschaften reicht, macht das Institut einzigartig in Europa und ist die Grundlage für seinen langjährigen Erfolg," sagt Ministerialrat Axel Kollatschny, Referatsleiter im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und Vorsitzender des DPZ-Aufsichtsrats. Dies zeigt sich auch am internationalen Renommee: Zur Zeit arbeiten Forscher aus 30 Ländern am DPZ. Dass Göttingen als Standort ausgewählt wurde, kam nicht von ungefähr. "Göttingen ist ein wissenschafts-orientierter Standort, der ein perfektes Umfeld für die Forschung bietet. Mit der Universität, den Max-Planck-Instituten und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen entstehen immer wieder neue, fächerübergreifende Netzwerke, die anderswo so nicht denkbar wären", ergänzt Stefan Treue, Direktor des DPZ.

Die kommenden Jahre

"Die nächsten Jahre werden ereignisreich, wir planen nicht nur ein neues Multifunktionsgebäude sondern auch ein modernes Bildgebungszentrum", sagt Treue. "Diese Technik wird es uns erlauben, dem Gehirn und dem Herzen bei der Arbeit zuzusehen. Dafür arbeiten wir unter anderem eng mit dem DeutschenZentrum für Herzkreislaufforschung an der Universitätsmedizin zusammen". Da es in einer immer älter werdenden Gesellschaft zunehmend wichtiger wird zu verstehen, welche Mechanismen den Alterungsprozess bestimmen, wird sich außerdem eine neue Abteilung mit dem Thema Altersforschung beschäftigen und eng mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Göttingen kooperieren.

Einige Beispiele aus 35 Jahren Primatenforschung am DPZ

Schnelltest für BSE. Molekularbiologen um Walter Bodemer haben Mitte der 1990er Jahre die ersten Antikörper gegen Prione entwickelt. Prione gelten als Ursache von BSE und Krankheiten wie Creutzfeldt-Jakob und Alzheimer. Auf Grundlage dieser Ergebnisse aus dem Deutschen Primatenzentrum brachte das Unternehmen Bio-Rad 1999 den ersten Schnelltest für BSE auf den Markt. Während der von Großbritannien ausgehenden BSE-Krise um die Jahrtausendwende war der Test unerlässlich, um infizierte Rinder schnell zu entdecken und so die Ausbreitung der Krankheit in Deutschland zu verhindern. Mit den Lizenzeinnahmen konnte das DPZ unter anderem eine Abteilung für Stammzellforschung aufbauen.

Neurobiologen beweisen: Hirnzellen bilden sich neu und setzen kognitive Funktionen um. Neurobiologen um Eberhard Fuchs entkräfteten im Jahr 2002 ein 100 Jahre altes Dogma der Biologie: Die Wissenschaftler wiesen nach, dass im Gehirn ausgewachsener Primaten neue Nervenzellen gebildet wurden, was zuvor kategorisch bei allen erwachsenen Säugetieren für unmöglich gehalten wurde. Fuchs erhielt dafür im Jahr 2002 den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes. Zu diesen Erkenntnissen anatomischer Anpassungsfähigkeit trug die Abteilung Kognitive Neurowissenschaften die Nachweise funktioneller Flexibilität in Form kognitiver Funktionen in Nervenzellen bei, denen bisher nur sensorische Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Dafür erhielt Treue im Jahr 2010 den Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, den renommiertesten deutschen Wissenschaftspreis.

Verhaltensforscher entdecken neue Primatenarten. Forschergruppen des DPZ haben immer wieder neue Affenarten entdeckt. Im Jahr 2000 etwa beschrieben Mitarbeiter der Abteilung Verhaltensökologie und Soziobiologie den kleinsten Primaten der Welt: den nur 30 Gramm schweren Berthes Mausmaki, den sie zuvor auf Madagaskar entdeckt hatten. Die jüngste Entdeckung gelang 2010: Primatengenetiker des DPZ lieferten den Nachweis, dass der in Vietnam beheimatete nördliche Gelbwangengibbon eine eigene Art ist und entdeckten somit eine neue Menschenaffenart. Diese Entdeckungen wurden ergänzt durch vielfältige Erkenntnisse über das komplexe Sozialverhalten der Primaten, dessen Beobachtung unter natürlichen Bedingungen auf den Feldstationen des DPZ in idealer Weise möglich ist.

Das Programm in Kurzform

Donnerstag, 13. September
13:00 bis 18:00 Uhr: Symposium "35 Years of Primate Research", Teil 1

19:30 bis 21:00 Uhr: Science Slam



Freitag, 14. September
9:00 bis 13:00 Uhr: Symposium, Teil 2


Donnerstag, 6. September bis Mittwoch, 26. September
In jeder Woche zwei Termine für Führungen.

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei und finden im Deutschen Primatenzentrum, Kellnerweg 4, in Göttingen statt. Anmeldungen zu Führungen (ab 15 Jahre) bitte unter folgender Telefonnummer: 0551 3851-0, Anmeldungen zum Symposium bitte an backhaus(at)dpz.eu bzw. 0551 3851-105.

Die Details zum Jubiläumsprogramm finden Sie unter: dpz.eu/index.php

Hinweis für RedaktionenPressevertreter sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Gerne vermitteln wir Ihnen auch abseits von den Jubiläumsveranstaltungen Interviewpartner zum Thema "35 Jahre DPZ - Ergebnisse und Erfolge".

Kontakt
Dr. Susanne Diederich (Stabsstelle Kommunikation)
Tel: +49 551 3851-359
E-Mail: sdiederich(at)dpz.eu