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DPZ gratuliert Tobias Moser

Neurobiologe der Universitätsmedizin Göttingen und Leiter einer Arbeitsgruppe am Deutschen Primatenzentrum erhält 2015 den wichtigsten deutschen Forschungspreis. Moser erforscht Probleme des Gehörs mit neurowissenschaftlichen Methoden und arbeitet an der Verbesserung von Cochlea-Implantaten.
Prof. Tobias Moser. Foto: privat

Tobias Moser, Professor für Auditorische Neurobiologie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), erhält den wichtigsten Forschungspreis in Deutschland, den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der künftige Preisträger unterhält enge Forschungsbeziehungen zum Deutschen Primatenzentrum und leitet hier die Arbeitsgruppe Auditorische Neurowissenschaften. "Wir sind stolz darauf, dass mit Herrn Moser einer unserer engen Kooperationspartner und Gastforscher diesen bedeutsamen Preis verliehen bekommt", gratuliert Institutsdirektor Stefan Treue, der selbst 2010 mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. Der Preis ist mit 2,5 Millionen Euro für bis zu sieben Jahre dotiert. Das Fördergeld können die Preisträger laut DFG zum Beispiel einsetzen, um ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern oder besonders hoch qualifizierte Nachwuchsforscher einzustellen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat insgesamt acht Wissenschaftlern den Leibniz-Preis 2015 zuerkannt.

Tobias Moser verbindet in seiner Arbeit über das Hörsystem Grundlagenforschung, Methodenentwicklung und Anwendungsorientierung. Besondere Bedeutung haben dabei seine Arbeiten zur Synapse der inneren Haarsinneszellen des Ohrs, der "Ribbon-Synapse", so die DFG. Diese ist, wie Moser entschlüsseln konnte, für die synchrone Aktivität der Hörnerven verantwortlich und damit die Grundlage für die Wahrnehmung der Tonhöhen und für die Schall-Lokalisation. Auf diese Weise konnte Moser auch zeigen, wie es möglich ist, milli- und mikrosekundengenau akustische in bioelektrische Signale umzusetzen. Als anwendungsorientiert lässt sich insbesondere die Forschung bezeichnen, die Tobias Moser auch mit seiner Arbeitsgruppe am DPZ vorantreibt: Er vergleicht, wie das auditorische System akustische Information beim "normalen" Hören und beim Hören mit Cochlea-Implantaten verarbeitet. Im Unterschied zum "normalen" Hören können Besitzer konventioneller Cochlea-Implantate bisher nämlich beispielsweise Musik nur sehr eingeschränkt in ihrer ganzen Qualität wahrnehmen. Mit Hilfe optischer Stimulationen im Innenohr entwickeln Tobias Moser und seine Mitarbeiter eine Alternative zur derzeit gebräuchlichen elektrischen Stimulation durch Cochlea-Implantate, die das akustische Verstehen sowohl von Sprache als auch Musik verbessern soll.

Tobias Moser ist 1968 in Görlitz geboren und studierte Medizin in Leipzig und Erfurt. Er promovierte im Göttinger Labor des Leibniz- und Nobelpreisträgers Erwin Neher am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Parallel zur Arbeit in diesem Labor begann er eine Facharztausbildung an der Universität Göttingen, in deren Universitätsklinikum (UMG) er seit 2001 das "InnenOhrLabor" leitet. Nach der Habilitation in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 2003 wurde er 2005 zum Professor ernannt und hat seit 2007 einen eigenen Lehrstuhl inne. Ebenso ist er Sprecher des seit 2011 geförderten Göttinger Sonderforschungsbereichs (SFB) "Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung", an dem ebenfalls mehrere Neurowissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums beteiligt sind.