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Tierversuche: Neues Positionspapier

Wissenschaftler und Tierschützer verabschieden mit DPZ-Beteiligung ein gemeinsames Positionspapier auf der Tagung „Transparency in Animal Research“.
Prof. Michael Hengartner von der Basel Declaration Society begrüßte die Gäste in London. Foto: John Meredith
Das Plenum der Londoner Konferenz während eines Vortrags von Präsident Prof. Rolf Zeller. Foto: John Meredith
Das Plenum der Londoner Konferenz während eines Vortrags von Präsident Prof. Rolf Zeller. Foto: John Meredith

Unterzeichner der Basel Deklaration, zu deren Initiatoren Stefan Treue, der Direktor des DPZ gehört, trafen sich Anfang Juli in London, um Maßnahmen für mehr Transparenz in der Forschung mit Tieren zu schaffen. Ein Ergebnis war unter anderem ein Positionspapier über den Umgang mit "höheren Säugetieren in der Forschung".

An der internationalen Tagung "Transparency in Animal Research" in London am 1. und 2. Juli, organisiert von der "Basel Declaration Society" nahmen etwa 100 Wissenschaftler und Vertreter von Patienten- und Tierschutzorganisationen, Industrie und Medien teil. Es war die dritte internationale Tagung der Gesellschaft; die Deklaration selbst hat mittlerweile weltweit 2400 Unterzeichner. Ziel der internationalen Gesellschaft ist, die Transparenz bei der Forschung mit Tieren und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu fördern. In vier Workshops arbeiteten die Konferenzteilnehmer zu wichtigen Fragen des Themas Positionspapiere aus, die das Plenum gemeinsam diskutierte und die nun auf der Website der Basel Deklaration heruntergeladen werden können.

Von besonderer Bedeutung für das Deutsche Primatenzentrum ist das Positionspapier mit dem Titel "Use of Higher Mammals in Research" (Einsatz höherer Säugetiere in der Forschung), das in vielen Passagen explizit die Situation bei nicht-menschlichen Primaten erläutert. Weitere Positionspapiere entstanden zur Frage der Verbesserungsmöglichkeit von Veröffentlichungsstandards wissenschaftlicher Fachmagazine, zur Frage des einfachen Zugangs zu Forschungsergebnissen zwecks Vermeidung von Duplikaten und zum Fortschritt bei der Anwendung des 3R-Prinzips (replace, reduce, refine) bei Versuchen.

Im Positionspapier zum Einsatz höherer Säugetiere wie nicht-humane Primaten in der Forschung weisen die Mitglieder der Basel Deklaration unter anderem auf Folgendes hin: dass der Einsatz dieser Tiere für die Forschung innerhalb eines rechtlich klar definierten Rahmens, wie er beispielsweise in der EU und der Schweiz gegeben ist, so lange erlaubt sein muss, wie kein wissenschaftlich überprüftes tierfreies Alternativmodell existiert. Dies ist derzeit nicht der Fall. Zudem heißt es: "Während viele Fragen durch den Einsatz unserer evolutionär weiter entfernten Verwandten beantwortet werden können, ist die Analyse näherer Verwandter dennoch notwendig um spezifisch menschliche Zustände zu verstehen."

Im Besonderen nicht-humane Primaten hätten bisher eine entscheidende Rolle beim Verständnis vieler Aspekte der Biologie gespielt, die bei der menschlichen Physiologie und menschlichen Krankheiten besonders relevant waren: So geht das Wissen um den Rhesus-Faktor im Blut ebenso auf den Einsatz nicht-menschlicher Primaten zurück wie die Entwicklung der tiefen Hirn-Stimulation, die bei der Behandlung von Parkinson und Dystonie angewandt wird. Nicht-menschliche Primaten seien ebenfalls das entscheidende Modell zur Untersuchung kognitiver und feinmotorischer Fähigkeiten, die bedeutsam für den Erkenntnisgewinn zu neurodegenerativen Erkrankungen des Menschen, neuroplastischer Chirurgie nach Verletzungen des Nervensystems oder zum Verständnis des Belohnungssystems und seiner Erkrankungen wie etwa Süchten. Die Konferenzteilnehmer betonen in dem Papier, dass Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, die zum Zeitpunkt ihres Gewinns wenig direkte Nutzen für Mensch und Tier haben mögen, ein essentieller Bestandteil zukünftiger klinischer Entwicklungen sind.

Die Konferenzteilnehmer machen klar, dass ihnen das Wohl der Versuchstiere am Herzen liegt: Das hochentwickelte Nervensystem höherer Säugetiere verlange besondere Aufmerksamkeit des Forschers und Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse des Tieres. Diese zu beachten erlaube es den Forschern, die beste Fürsorge für ihre Tiere zu bieten und Anzeichen möglichen Schmerzes, Leidens oder Stresses frühzeitig zu erkennen.