Infektionsforschung in der S3-Tiereinheit
Viren, die eine ernsthafte Gefahr für den Menschen darstellen sind in der Regel mindestens der Risikogruppe 3 zugeordnet. Um diese Erreger im lebenden Organismus untersuchen zu können, ist eine Tierhaltung und Forschungseinheit mit der entsprechenden Sicherheitsstufe Voraussetzung. Das Tierhaus des Deutschen Primatenzentrums ist seit Mai 2021 mit einer Forschungseinheit der Sicherheitsstufe 3 ausgestattet und ermöglicht so die Erforschung von wichtigen Krankheitserregern wie beispielsweise SARS-CoV-2 an nicht-menschlichen Primaten.
Ausstattung der S3-Tiereinheit
Die S3-Einheit ist ein etwa 500 Quadratmeter großer, in sich abgeschlossener Bereich, der über eine eigene Technikzentrale mit doppelter Lüftungsanlage zur Filterung der Abluft, eine gasdichte Edelstahldecke und eine thermische Abwassersterilisation verfügt. Die Anlage besteht aus einem OP- und Sektionsraum sowie vier in sich abgeschlossenen Untersuchungs- und Tierhaltungseinheiten, die sogenannte „Inseln“ bilden und die zeitgleiche Durchführung von Experimente mit verschiedenen Erregern ermöglichen. Um eine Freisetzung von Erregern zu verhindern, herrscht in der S3-Anlage ein ständiger Unterdruck. Um diesen Unterdruck aufrecht zu erhalten, sind die einzelnen Bereiche der S3-Anlage mit gasdichten Türen verriegelt. Ein Notstromaggregat sorgt bei einem etwaigen Stromausfall für einen sicheren Betrieb der Einheit. Das Betreten und Verlassen der S3-Einheit sowie der Inseln ist jeweils nur über eine Schleuse möglich, in der durch entsprechende Desinfektions- und Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel duschen und einem vollständigen Kleidungswechsel oder regelmäßige Routinedesinfektionen sichergestellt wird, dass weder Keime in die Einheit gelangen, noch diese verlassen.
Die Arbeitsabläufe und Handgriffe für den „Ernstfall“ werden im Vorfeld ausgiebig geübt, um den Tierpfleger*innen, Tierärzt*innen und Forschenden im Regelbetrieb mehr Sicherheit und Routine im Umgang mit den hochpathogenen Krankheitserregern zu geben.
Aktuelle Projekte

Es soll im Rahmen mehrerer, durch das COFONI-Netzwerk finanzierter niedersächsischer Verbundprojekte überprüft werden, ob durch die Gabe von spezifischen Antikörpern oder eine angepasste Impfung gegen COVID-19 die Infektion von Makaken mit SARS-CoV-2 sowie die anschließende Virusvermehrung verhindern werden kann.
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Ausgewählte Publikationen
- Stahl-Hennig C, Peter AS, Cordsmeier A, Stolte-Leeb N, Vestweber R, Socher E, Merida SA, Sauermann U, Bleyer M, Fraedrich K, Grunwald T, Winkler TH, Ensser A, Jäck H-M, Überla K
Genetic barrier to resistance: a critical parameter for efficacy of neutralizing monoclonal antibodies against SARS-CoV-2 in a nonhuman primate model.
J Virol. 2024 Jul 23;98(7):e0062824 - DOI - - Kaiser FK, Hernandez MG, Krüger N, Englund E, Du W, Mykytyn AZ, Raadsen MP, Lamers MM, Rodrigues Ianiski F, […], Osterhaus ADME
Filamentous fungus-produced human monoclonal antibody provides protection against SARS-CoV-2 in hamster and non-human primate models.
Nat Commun. 2024 Mar 14;15(1):2319 - DOI -