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Kognitive Ethologie

Julia Fischer: Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur

Die Primatenforscherin und Kognitionswissenschaftlerin Julia Fischer ist die Inhaberin der 25. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur. An der Universität Mainz wird sie in einer öffentlichen Vorlesungsreihe im Sommersemester 2025 in zehn Vorträgen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern die Evolution des Sozialverhaltens, der Kommunikation und der Intelligenz bei Primaten beleuchten und diskutieren. Die Vorlesungsreihe beginnt mit der Eröffnungsveranstaltung am Dienstag, dem 29. April 2025, auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Neun weitere Vorlesungen im größten Hörsaal der Universität schließen sich jeweils am Dienstagabend an.

Die Primatenforscherin und Kognitionswissenschaftlerin Julia Fischer ist Professorin für Primatenkognition an der Georg-August-Universität Göttingen und Leiterin der Abteilung „Kognitive Ethologie" sowie stellvertretende Direktorin des Deutschen Primatenzentrums - Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen.

Evolution von Kommunikation, Intelligenz und Sozialverhalten

Im Zentrum ihres Forschungsinteresses steht die Frage nach der Evolution von Kommunikation, Intelligenz und Sozialverhalten bei Primaten. Ein besonderes Augenmerk gilt den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Affen und Menschen. Wie viel Mensch steckt im Affen? Und wie viel Affe steckt im Menschen? So werfen ihre Forschungen auch ein Licht auf die Natur unserer eigenen Art und die evolutionären Ursprünge des menschlichen Verhaltens und der Sprache. Ihre Arbeiten betrachten dabei die psychologischen und physiologischen Grundlagen des Verhaltens ebenso wie den Uberlebenswert verschiedener Verhaltensweisen, den Einfluss der sexuellen Selektion und die Evolution von Sozialsystemen. Auf diese Weise schlägt Julia Fischer in ihrer Forschung eine Brücke zwischen psychologischen und evolutionären Ansätzen. Ihr wichtigstes Modellsystem ist die Gattung der Paviane, die der „Savannen-Theorie" der menschlichen Evolution zufolge unter ähnlichen ökologischen Bedingungen leben wie frühe Menschen. Zudem zeichnen sich die Mitglieder dieser Gattung durch faszinierende Unterschiede ihrer Gesellschaftsformen und ihres Sozialverhaltens aus.

Karriereweg

Promoviert wurde Julia Fischer an der FU Berlin mit einer Studie zur Lautkommunikation von Berberaffen. Als Postdoktorandin an der University of Pennsylvania lebte sie anderthalb Jahre im Okavango Delta in Botswana, wo sie eine Gruppe freilebender Barenpaviane studierte. Nach der Habilitation am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhielt sie den Ruf an die Universität Göttingen und das Deutsche Primatenzentrum. Mit ihrem Team gründete sie 2007 im Senegal die Feldstation Simenti zur Erforschung freilebender Guineapaviane; über diese Art war zuvor nur wenig bekannt. Mit ihren Arbeiten konnten wichtige Fragen zur Evolution von Sozialsystemen geklärt und neue Fragen zur Dynamik der sozialen Evolution aufgeworfen werden. Julia Fischer ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sowie Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens des Landes Niedersachen. Ausgezeichnet wurde Julia Fischer darüber hinaus mit dem Werner und Inge Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung sowie mit dem Sonderpreis des Stiftungsrats der Georg-August-Universität Göttingen.

Seit 2023 ist Julia Fischer Vizepräsidentin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist Mitglied der Wissenschaftlichen Beiräte des Biodiversitätsmuseums der Georg-August-Universität Göttingen und des Naturkundemuseums in Berlin sowie des Stiftungsrats der Schering Stiftung. Zuvor war sie Präsidentin der European Federation of Primatology, Präsidentin der Gesellschaft für Primatologie, Sprecherin des Präsidiums der Jungen Akademie sowie Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Hochschulrats der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Rats der Jungen Akademie.

Die Vorlesungen

In ihren Vorlesungen führt Julia Fischer durch die Welt der Affengesellschaften. Nach einer Einführung in die Diversität der Gesellschaftsformen und des Sozialverhaltens von Primaten behandelt Julia Fischer die Entwicklung und Bedeutung von Sozialbeziehungen zwischen den Tieren sowie die Anpassung der Kommunikation und der sozialen und ökologischen Intelligenz, um in den komplexen Gesellschaften erfolgreich zu navigieren. Gastvorträge zur Übertragung von Krankheiten zwischen Affen und Menschen, den genetischen Grundlagen der Primatenevolution und zur Bedeutung der Migration in der sozialen und kulturellen Evolution runden das Vorlesungsprogramm ab.

Weitere Informationen über die Vorlesungsreihe

Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur

Die Vereinigung der Freunde der Universität Mainz hat die Stiftung „Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000 eingerichtet. Sie ist beim Studium generale der Johannes Gutenberg-Universität angesiedelt. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker Fritz Stern (2000), der Evolutions-und Soziobiologe Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005), der Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006), der Immunologe Fritz Melchers (2007), der Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma (2008), Karl Kardinal Lehmann (2009), die Neuropsychologin und Kognitionswissenschaftlerin Angela D. Friederici (2010), der Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler Gottfried Boehm (2011), der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk (2012), der Finanzwissenschaftler Gerold Krause-Junk (2013), der theoretische Physiker Christof Wetterich (2014), die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann (2015), der Biopsychologe Onur Güntürkün (2016), der Informatiker Wolfgang Wahlster (2017), der Politikwissenschaftler Herfried Munkler (2018), der Zellphysiologe Hanns Hatt (2019), Bundespräsident a. D. Joachim Gauck (2020/2021), die Polar- und Tiefseeforscherin Antje Boetius (2022), der Kirchenhistoriker Hubert Wolf (2023) und die Medizinethikerin Bettina Schöne-Seiffert (2024).

Prof. Dr. Julia Fischer Leitung Kognitive Ethologie


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