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Warum ist das Herpes-B-Virus so gefährlich?

Die Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) ist bei Menschen weit verbreitet und meist harmlos. Oft bleibt sie unbemerkt oder führt nur zu Bläschen im Mundbereich. Rhesusaffen tragen ein verwandtes Virus, das Herpes-B-Virus, das für sie kaum Symptome verursacht. Für den Menschen hingegen ist eine Infektion mit Herpes-B-Virus gefährlich, da sie häufig zu einer tödlichen Enzephalitis führt, wenn keine Behandlung erfolgt. Warum das Herpes-B-Virus für den Menschen gefährlicher ist als eng verwandte Viren, ist weitgehend unbekannt. Dr. Michael Winkler untersucht diese Frage und entwickelt Methoden, um die Viren in Zellkulturen zu analysieren und die Infektion mit Hilfe von Reporterproteinen sichtbar zu machen. 

Ausgewählte Publikationen

  • Development of rhesus macaque astrocyte cell lines supporting infection with a panel of viruses. PLoS One. 2024 May 14;19(5):e0303059. 

  • Primate Simplexviruses Differ in Tropism for Macaque Cells. Microorganisms. 2022 Dec 21;11(1):26. 

  • A Recombinant System and Reporter Viruses for Papiine Alphaherpesvirus 2. Viruses 2022 Jan 5;14(1):91. 

  • A Fosmid-Based System for the Generation of Recombinant Cercopithecine Alphaherpesvirus 2 Encoding Reporter Genes. Viruses. 2019 Nov 5;11(11):1026.

PD Dr. Michael Winkler Gruppenleitung Infektionsbiologie


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Hintergrundinformationen: B Virus - harmlos für Makaken, tödlich für Menschen

Herpes-Simplex-Viren infizieren sowohl Menschen (z. B. Herpes-Simplex-Virus 1, HSV-1) als auch nicht-menschliche Primaten und sind gut an ihre jeweiligen natürlichen Wirte angepasst. Daher verursachen sie normalerweise bei ihren natürlichen Wirten keine oder nur leichte Krankheitssymptome; generalisierte Infektionen und schwere Krankheitsverläufe sind sehr selten. Werden die Viren jedoch auf eine Art übertragen, die nicht der natürliche Wirt ist (z. B. von Affen auf den Menschen), können schwere Erkrankungen die Folge sein.

Die Übertragung des Herpes-B-Virus (Macacine alphaherpesvirus 1, McHV-1) von Rhesusaffen auf den Menschen kann schwerwiegende Folgen haben: Betroffene Personen können eine Enzephalomyelitis (Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks) entwickeln, die unbehandelt in etwa 70–80 % der Fälle tödlich verläuft. Bis heute wurden etwa 50 Krankheitsfälle registriert, von denen mindestens 20 tödlich endeten. Die Gefahr eines tödlichen Verlaufs kann reduziert werden, wenn frühzeitig ein antiviral wirkendes Medikament verabreicht wird (z. B. Valacyclovir, Ganciclovir). Bisher ging man davon aus, dass die Infektion immer zu einer Erkrankung führt und somit akut und nicht latent verläuft. Jedoch wurde kürzlich ein Fall berichtet, in dem eine Person mehrere Jahrzehnte nach einer Herpes-B-Virus-Exposition an einer virusinduzierten Enzephalomyelitis verstarb, was darauf hindeutet, dass Menschen auch latent infiziert werden können. In Asien kommt es häufig zum Kontakt zwischen freilebenden Makaken und Menschen. Warum nie schwere Erkrankungen aufgrund von Herpes-B-Virus-Infektion beschrieben wurden ist unklar.

Im Gegensatz zum Herpes-B-Virus gibt es keine Hinweise darauf, dass eng verwandte Simplexviren von Pavianen (Papiine alphaherpesvirus 2, PaHV-2) oder grünen Meerkatzen (Cercopithecine alphaherpesvirus 2, CeHV-2) eine Gefahr für den Menschen darstellen, obwohl wahrscheinlich Expositionen in freier Wildbahn und im wissenschaftlichen Bereich stattgefunden haben. CeHV-2 und PaHV-2 sind vermutlich attenuiert, obwohl ihre Genome mehr als 90 % Sequenzähnlichkeit zum Genom von McHV-1 aufweisen. Diese Viren können daher als Forschungsinstrumente genutzt werden, um herauszufinden, welche genetischen Determinanten für die hohe Neurovirulenz von McHV-1 verantwortlich sind und welche Mechanismen das hohe pathogene Potenzial dieses Virus erklären.