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Identifizierung eines neuen Herpesvirus

Das Kaposi Sarkom Herpesvirus (KSHV) löst beim Menschen Krebserkrankungen wie das Kaposi Sarkom (KS) und das primäre Effusionslymphom (PEL) aus. Es ist bekannt, dass auch nicht-menschliche Primaten mit KSHV-ähnlichen Viren infiziert sind. Diese verursachen jedoch nur eine Erkrankung, wenn die Tiere gleichzeitig mit einem immunsupprimierenden Virus infiziert sind. Die Virusdiagnostik der Abteilung Infektionsbiologie hat zusammen mit der Serviceeinheit Pathologie und dem Labor von Prof. Thomas Schulz, Virologie, Medizinische Hochschule Hannover, in Mantelaffen (Colobus guerza) ein neues KSHV-verwandtes Virus identifiziert. Das Virus wurde Colobine Gammaherpesvirus 1 (CbGHV1) genannt wies eine KSHV-ähnliche Genomstruktur auf. Es wurde in Mantelaffen aus zoologischen Gärten identifiziert, die an KS- bzw. PEL-ähnlichen Erkrankungen litten. Das Virus hatte sich in den Tieren ausgebreitet und wurde in Krebszellen nachgewiesen. Im Gegensatz dazu wurden keine Hinweise auf eine Koinfektion mit einem immunsupprimierenden Virus erhalten. Diese Ergebnisse wurden in zwei Manuskript zusammengefasst und im renommierten Journal Emerging Infectious Diseases publiziert. Sie liefern Hinweise darauf, dass die experimentelle Infektion von Mantelaffen mit CbGHV1 möglicherweise als neues Tiermodell für die KSHV-Infektion des Menschen entwicklet werden kann.

Dhingra A, Ganzenmueller T, Hage E, Suárez NM, Mätz-Rensing K, Widmer D, Pöhlmann S, Davison AJ, Schulz TF, Kaul A. Novel Virus Related to Kaposi's Sarcoma-Associated Herpesvirus from Colobus Monkey.Emerg Infect Dis. 2019 Aug;25(8):1548-1551.

Grewer A, Bleyer M, Mätz-Rensing K, Hahn AS, Rüggeberg T, Babaryka G, Zimmermann A, Pöhlmann S, Kaul A. Kaposi Sarcoma in Mantled Guereza. Emerg Infect Dis. 2019 Aug;25(8):1552-1555

 

Chip-basierter Nachweis für Virus-Infektionen bei Makaken

Virus-Infektionen von Makaken und anderen nicht-menschlichen Primaten (NHP) können die Gesundheit der Tiere sowie die Gesundheit von Menschen mit Tierkontakt gefährden. Es ist daher für Einrichtungen mit NHP-Haltung wichtig Nachweissysteme für Virus-Infektion von NHP verfügbar zu haben. Am DPZ waren bisher nur diagnostische Tests für ausgewählte Virus-Infektionen verfügbar, die voneinander getrennt und daher mit substantiellem Zeitaufwand abgearbeitet werden mussten. Die Virus-Diagnostik hat nun ein Chip-basiertes System in Betrieb genommen, mit dessen Hilfe Antikörper gegen neun Erreger gleichzeitig nachgewiesen werden können. Im Manuskript wird gezeigt, dass in den untersuchten, am DPZ untergebrachten Makaken nur Antikörper gegen Viren vorlagen, die keine oder nur eine milde Erkrankung verursachen. Im Gegensatz dazu hatten die Tiere keine Antikörper gegen das für Menschen gefährliche Herpes B Virus.

Kaul A, Schönmann U, and Pöhlmann S. Seroprevalence of viral infections in captive rhesus and cynomolgus macaques. Primate Biol., 2019, 6, 1-6

 

Papillomvirus-Infektion und fokale epitheliale Hyperplasie bei einem Zwergschimpansen

Die Papillomvirus-Infektion des Menschen kann gutartige Hautveränderungen aber auch bösartige Geschwüre wie Gebärmutterhalskrebs auslösen. Bei Eskimos und amerikanischen Indianern wurde die Ausbildung von warzenartigen Papeln an Lippen und Mundschleimhaut, die sog. fokale epitheliale Hyperplasie (FEH) beobachtet und mit der Infektion mit dem humanen Papillomvirus Typ 13 (HPV13) in Verbindung gebracht. FEH wurde 1987 auch bei einer Kolonie Zwergschimpansen (Pan paniscus) im Zoo Antwerpen beobachtet und auf die Infektion mit dem  Pan paniscus-Papillomvirus 1 (PpPV1) zurückgeführt. Die Diagnostik der Abt. Infektionsbiologie erhielt 2017 Proben von einem Zwergschimpansen mit  FEH aus dem Zoo Leipzig und konnte in den betroffenen Geweben PpPV1 nachweisen. Weitere Nachforschungen zeigten, dass das erkrankte Tier zu der Kolonie an Zwergschimpansen gehörte, die von dem FEH Ausbruch 1987 in Antwerpen betroffen war. Dies zeigt, dass sich FEH bei Zwergschimpansen nicht komplett zurückbildet oder mehrere aufeinanderfolgende Ausbrüche möglich sind. Außerdem wurde beobachtet, dass sich das in 2017 vorliegende PpPV1-Genom an 23 Positionen von dem des Virus unterschied, das 1987 den FEH Ausbruch ausgelöst hatte. Dies deutet darauf hin, dass das Tier entweder mit mehreren PpPV1-Varianten infiziert wurde oder dass sich das ursprünglich vorhandene Virus stärker verändert hat, als man es aufgrund von publizierten Daten erwarten würde.

Hoffmann M, Schütze E, Bernhard A, Schlaphoff L, Kaul A, Schöniger S, Pöhlmann S. Pathogens. 2019 Jan 26;8(1). pii: E13

 

Herpes B Virus Infektion in einem Javaneraffen mit schwerer Erkrankung

Das Herpes B Virus (Macacine alphaherpesvirus 1, Familie Herpesviridae, Unterfamilie Alphaherpesvirinae, Genus Simplexvirus) infiziert Makaken. Die Infektion verläuft in der Regel asymptomatisch oder ist mit milden Symptomen verbunden. In seltenen Fällen kommt es zu einer schweren Erkrankung. Diese wird z.B. bei Tieren beobachtet, deren Immunsystem geschwächt ist. Die unten genannte Publikation der Abt. Infektionsbiologie beschreibt einen solchen Fall. Ein gesunder Javaneraffe, der wahrscheinlich aufgrund einer zurückliegenden Hepatitis einen Wachstumsarrest gezeigt hatte, verstarb innerhalb von 12 h an einer unvermittelt aufgetreten Erkrankung. Die Leber des Tieres wies Läsionen auf, die Herpes B Virus Partikel enthielten. Mittels PCR konnten außerdem hohe Mengen an Herpes B Virus Genomen in der Leber und weiteren Organen sowie im Kot nachgewiesen werden. Diese Beobachtungen, die im Journal of Medical Primatology publiziert wurden, weisen darauf hin, dass die Leber ein wichtiges Zielorgan der Herpes B Virus Infektion darstellt. Außerdem zeigen sie, dass Kot infizierter Tiere eine mögliche Ansteckquelle darstellen kann. Die Arbeit unterstreicht, dass es wichtig ist, den Herpes B Virus Infektionsstatus von Makaken zu bestimmen, die Kontakt zu Menschen haben: Gesunde Tiere können das Virus tragen und ausscheiden, sie entwickeln vermutlich aber nur bei einer Immunschwäche eine schwere Erkrankung, bei der hohe Mengen an Virus produziert werden können. Im Gegensatz dazu verursacht die Übertragung des Virus auf den Menschen (Bissverletzungen, Kratzer, Kontakt mit Faeces infizierter Tiere) möglicherweise fast immer eine Erkrankung und diese kann, ohne frühzeitige antivirale Medikation, in bis zu 70% der Fälle tödlich verlaufen.

Pöhlmann S, Suntz M, Akimkin V, Bleyer M, Kaul A. Herpes B virus replication and viral lesions in the liver of a cynomolgus macaque which died from severe disease with rapid onset. J Med Primatol. 2017 46(5):256-259.

Weitere Informationen

Mehr über die Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe "Virusdiagnostik" finden Sie auch in den folgenden Ausgaben des Magazins "DPZ aktuell" (zum Lesen bitte auf die Bilder klicken).

Ausgabe DPZ aktuell 02/2019. Gestaltung: Heike Klensang
Artikel: Neuer Test für den Nachweis von Infektionskrankheiten bei Primaten. Ausgabe DPZ aktuell 02/2019. Gestaltung: Heike Klensang
Ausgabe DPZ aktuell 01/2019. Gestaltung: Heike Klensang
Artikel: Molekulare Detektivarbeit- Nachweis einer Papillomvirus-Infektion bei einem Zwergschimpansen. Ausgabe DPZ aktuell 01/2019. Gestaltung: Heike Klensang
Artikel: Gesundheitsgefahr durch Herpes-B-Infektion. Ausgabe DPZ aktuell 04/2017. Gestaltung: Heike Klensang