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Lehrkräftefortbildung 2023

Am 21. und 22. November richteten Forschende des Bereichs Organismische Primatenbiologie für interessierte Biologielehrkräfte eine Fortbildung aus
Bei einer praktischen Übung erprobten die Lehrkräfte wissenschaftliche Methoden der Verhaltensbeobachtung. Foto: Jana Wilken
Die Teilnehmenden der Lehrkräftefortbildung 2023 im Hörsaal des DPZ. Foto: Jana Wilken
Die Teilnehmenden der Lehrkräftefortbildung 2023 im Hörsaal des DPZ. Foto: Jana Wilken

Um „Evolution und Verhalten“ ging es in der diesjährigen Lehrkräftefortbildung, die aufgrund der großen Nachfrage an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Deutschen Primatenzentrum stattfand. Vor kurzem war das Thema Verhaltensbiologie wieder ins niedersächsische Kerncurriculum aufgenommen worden, sodass das Angebot für viele Lehrkräfte wie gerufen kam. Insgesamt 50 Biologielehrkräfte aus Niedersachsen, aber auch Sachsen-Anhalt und Hessen, kamen nach Göttingen, um ihr Grundwissen aufzufrischen und praktische Anregungen für den Schulunterricht mitzunehmen. In vier Modulen brachten DPZ-Wissenschaftler*innen aus dem Bereich der Primatenbiologie den Lehrkräften auf anschauliche und unterhaltsame Weise näher, warum kein Artkonzept in Stein gemeißelt ist und wie sich die verschiedenen Sozialstrukturen in Primatengesellschaften entwickelt haben. Sie erklärten, warum Vertreter bestimmter Arten aggressiv, andere dagegen freundlich und kooperativ sind und wie unser Immunsystem entstanden ist. Außerdem bekamen die Teilnehmenden eine Einführung, wie Verhalten wissenschaftlich erfasst werden kann. Anschließend erprobten sie selbst die Datenaufnahme in einer praktischen Übung.

Wie erforscht man Verhalten?
Julia Ostner eröffnete die Veranstaltung mit einem bilderreichen Vortrag über die Evolution des Verhaltens. Mit Beispielen aus der aktuellen Forschung ihrer Abteilung erläuterte sie den adaptiven Wert von Spielen und von sozialen Bindungen bei männlichen und weiblichen Makaken. Besonders gut kam ihre Bezugnahme auf aktuelle Schulbuch-Auszüge zum Thema an, die sie kritisch einordnete und mit den Lehrkräften diskutierte. Im Anschluss stellte Federica Dal Pesco die wichtigsten Konzepte für eine standardisierte Verhaltensbeobachtung vor und gab den Lehrkräften Kniffe und Tricks mit auf den Weg, wie man Individuen in einer großen Gruppe wiedererkennen kann. In kleinen Übungsaufgaben ließ sie die Teilnehmenden zunächst mithilfe von QR-Codes über die Einordnung von Beispielfotos abstimmen. Die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen war ihr damit bereits sicher. In der anschließenden, großen praktischen Übung war dann noch mehr Konzentration gefragt: Mit einer eigens dafür entwickelten App protokollierten die Lehrer*innen „live“ das Verhalten von Guineapavianen in einem Videoclip.

Wie entstehen evolutionäre Vorteile?
Mit wirkungsvollen Grafiken und einer Prise Humor erläuterte Dietmar Zinner, warum das Artkonzept immer wieder auf dem Prüfstand steht und betonte, dass auch in Zeiten von Gen-Technologien Fossilien wichtige Referenzen bleiben. Er fuhr fort, dass immer wieder Genfluss zwischen Arten vorkommt und dass daher Hybridisierung neben genetischer Drift und Mutation zur Artbildung beiträgt. Lutz Walter verpackte in seinem Vortrag „Evolution des Immunsystems: Viele Wege führen nach Rom und kein Stillstand“ die Eigenheiten unseres körpereigenen Abwehrsystems. Dabei ging er besonders auf vererbbare Merkmale ein, die unterschiedliche Ausprägungen haben und in bestimmten Kombinationen zum Nachteil des Kindes werden können.

Gelungener Abschluss
Abgerundet wurde das Programm mit einer Führung durch die Außenanlagen der Primatenhaltung am DPZ. Dabei gab Jana Wilken den Lehrkräften einen Einblick in die Erforschung, Haltung und Zucht verschiedener Primatenarten. Sie nutzte jede Gelegenheit, um direkt an den Affen die Bedeutung verschiedener Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen zu erklären.

Sehr positiv äußerten die Teilnehmenden sich über die gelungene Balance zwischen Praxisnähe und Hintergrundinformationen. Lob gab es auch für eine durchweg lebendige Vortragsweise, die Nähe zur aktuellen Forschung und die Relevanz der Themen für den schulischen Alltag. „Tolle Einblicke in die Forschung, schulrelevante Themen!“, zog ein Teilnehmer im Feedbackbogen sein Fazit. Mehrfach lobten die Lehrkräfte auch, dass es genug Raum für Austausch untereinander gab und dass ein offenes und freundliches Klima im DPZ auffallen würde. Auch Anregungen gab es seitens der Lehrer für mögliche Fortbildungsthemen im kommenden Jahr: Themenfavoriten waren Krebsforschung, Neurobiologie oder Genetik.