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Die ehemalige Abteilung Infektionsforschung (bis Dezember 2017)

Die Abteilung Infektionspathologie (Leiter: Prof. Dr. Franz-Josef Kaup) gehörte zur Sektion Infektionsforschung des Deutschen Primatenzentrums (DPZ). Der Forschungsschwerpunkt lag auf pathogenetischen Untersuchungen zu spontanen oder experimentell induzierten Infektionskrankheiten bei nicht-menschlichen Primaten unter Anwendung morphologischer Methoden.

 

Calpox Virus/Marmosetmodell

- ein neues Tiermodell für Orthopoxvirusinfektionen

Während eines Ausbruchs einer atypisch verlaufenden Kuhpockeninfektion in einer privaten Affenhaltung konnte ein Kuhpocken-ähnliches Virus isoliert werden, welches Calpox Virus genannt wurde. Im Verlauf des endemischen Ausbruches verstarben 30 von 80 Tieren. Erkrankte Tiere zeigten Anzeichen einer schweren systemischen Infektion mit typischen erosiv–ulzerativen bis vesikulären Läsionen insbesondere der Mundschleimhäute, aber auch der Haut und wiesen damit Ähnlichkeiten zur Variolavirusinfektion des Menschen auf.

Das neu isolierte und charakterisierte Virus wurde bereits im Rahmen einer experimentellen Studie bei Neuweltaffen (Callithrix jacchus) eingesetzt. Die Tiere wurden intranasal mit verschiedenen Dosierungen der Virusaufbereitung infiziert und entwickelten ein gut reproduzierbares Krankheitsbild. Sie erkrankten nach einer Inkubationszeit von 12 - 14 Tagen und verstarben innerhalb von 2 bis 3 Tagen nach Auftreten erster klinischer Symptome. Die klinische Symptomatik nach experimenteller Infektion war mit der des Erstausbruchs vergleichbar. Virus konnte aus Blut, Speichel und Organproben infizierter Tiere isoliert werden. Die intravenöse Applikation des Virus resultierte in einem identischen Krankheitsbild, der Ausbruch der Erkrankung war jedoch beschleunigt.

Durch die oft emotional geführte Diskussion über die Verwendung von Variolavirus als biologische Waffe bei Terroranschlägen oder Kriegshandlungen hat die Pockenvirusinfektion in neuerer Zeit wieder Bedeutung erlangt. Da die vorhandene Vakzine gegen Variolavirus schwere Nebenwirkungen hat scheint die Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapeutika dringend erforderlich. Insgesamt kann das Calpox Virus/Marmosetmodell als hervorragendes Tiermodell zur Validierung neuer Vakzinekandidaten und Therapeutika sowie für Pathogenesestudien betrachtet werden. Aktuell läuft eine Pathogenesestudie zur intranasalen Applikation des Calpoxvirus im Primatenmodell, die unter anderem Gegenstand einer Doktorarbeit ist.

 

Dr. Kerstin Mätz-Rensing

Dr. Kerstin Mätz-Rensing Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Veterinärpathologin +49 551 3851 386 +49 551 3851 442 Kontakt