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Spontane Endometriose

Endometriose, definiert als Anwesenheit von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle, ist einer der häufigsten Gründe für chronische Unterleibsschmerzen und Unfruchtbarkeit bei Frauen. Diese mitunter klinisch schwer zu diagnostizierende Erkrankung kann auch spontan bei diversen menstruierenden nicht-menschlichen Primatenarten, wie z.B. Rhesusaffen (Macaca mulatta), Javaneraffen (Macaca fascicularis) oder Pavianen (Papio sp.), auftreten und stellt eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung der Gesundheit und des Wohlbefindens dar. Obwohl schon seit mehr als 300 Jahren bekannt, sind Ursachen und Entstehungsmechanismen der Endometriose bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle, wie die Transplantationstheorie, die Metaplasietheorie oder die Induktionstheorie, wobei sich freie Gebärmutterschleimhautanteile, die im Rahmen der Menstruationsblutung oder bei Operationen in die Bauchhöhle gelangen, möglicherweise entweder direkt selbst dort einnisten und/oder Zellen des Bauchfells zu Gebärmutterschleimhaut umgewandelt werden. Diese Schleimhautherde können dann hormonabhängig in der Bauchhöhle wachsen und sich weiter ausbreiten, so dass häufig diverse Becken- und Bauchorgane betroffen sind. Außerdem scheinen genetische und immunologische Faktoren sowie Umweltgifte (PCB, DDT, Dioxine) eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen.

In der Zuchtkolonie des DPZ kommt es mit einer Inzidenz von ca. 6% immer wieder zu spontanen, nicht experimentell induzierten Fällen von Endometriose bei den Rhesus- und Javaneraffenweibchen. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, diese Erkrankung in seiner „natürlichen“ Form zu untersuchen und wichtige Erkenntnisse, sowohl über die klinische Symptomatik und deren Früherkennung als auch über erfolgreiche Behandlungsstrategien und mögliche pathogenetische Mechanismen zu gewinnen. So konnte bei einer umfangreichen retrospektiven Studie an Sektionsmaterial von neun Rhesusaffen mit spontaner Endometriose ein gehäuftes Auftreten bei Tieren mit Verwandtschaft 1. Grades aufgezeigt werden, wobei sowohl die klinische Symptomatik als auch das makroskopische Erscheinungsbild sehr variabel ausfielen. Ergänzende histologische und immunhistochemische Untersuchungen ergaben zudem deutliche Hinweise darauf, dass die schlechter differenzierten Endometrioseherde ähnliche Eigenschaften wie das Bauchfell aufweisen und wahrscheinlich frühe Formen darstellen, die sich im weiteren Verlauf zu gut differenzierter, reifer Gebärmutterschleimhaut weiterentwickeln, was insgesamt für die  Metaplasietheorie als Entstehungsmechanismus spricht.

Relevante Literatur:

Morphological and immunohistochemical characterization of spontaneous endometriosis in rhesus macaques (Macaca mulatta)

 

Unterschiedliche Erscheinungsformen spontaner Endometriose beim Rhesusaffen: A große Eierstockszyste (Stern), die mit der Gebärmutter (Mitte) verwachsen ist, neben rötlichen Endometrioseherden auf der Harnblase (rechts); B die gesamte Gebärmutter mit Anhängen ist durchsetzt von einer großen multizystischen Umfangsvermehrung mit blutigem Inhalt; C typische gelb-weiße bis rötliche Endometrioseherde auf der Oberfläche einer großen Umfangsvermehrung (Quelle: DPZ).
Histologisches Bild eines Endometrioseherdes auf der Leber mit sekretorisch aktiven Drüsenanteilen und einem zell- und blutgefäßreichen Stroma, H&E Färbung (Quelle: DPZ).
Ausgeprägte Expression von Progesteronrezeptoren in den Drüsenepithel- und Stromazellen eines gut differenzierten Endometrioseherdes, Immunhistochemie/DAB (Quelle: DPZ).