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Antike Keramik in DPZ-Baustelle

Archäologen haben Scherben in der Baugrube des künftigen Multifunktionsgebäudes entdeckt. Die Funde stammen aus der Bronze- oder Eisenzeit und sind selten im Göttinger Raum.
Michael Lankeit, Geschäftsführer des DPZ (links) sieht sich mit dem Archäologen Frank Wedekind die Funde auf der Baustelle an. Foto: Karin Tilch.
Das Foto zeigt eine Hand die eine der gerundenen Tonscherben hält. Die andere deutet auf auf die Scherbe.
Anhand von Form und Art der Herstellung datieren die Archäologen die Scherben auf die Bronze- oder Eisenzeit. Foto: Karin Tilch

Die Archäologen Frank Wedekind und Olaf Oliefka haben in der Baugrube des künftigen Multifunktionsgebäudes des Deutschen Primatenzentrums Keramikscherben und Reste von Mahlsteinen aus der Bronze- oder Eisenzeit entdeckt. Eigentlich hatten die Archäologen nach Überresten einer mittelalterlichen Mühle gesucht, die die Stadtarchäologie Göttingen in der Umgebung des DPZ vermutet. Die Mahlsteinreste und Scherben von Tongefäßen, die in der Baugrube auftauchten, waren aber deutlich älter. „Die Funde stammen aus der Zeit zwischen 1000 und 300 vor Christus“, urteilte Frank Wedekind, „sie sind ein indirekter Beweis für eine Siedlung aus dieser Zeit.“ Indirekt deshalb, weil die Scherben ursprünglich von einer etwas höher gelegenen Stelle am Hügel über dem Kellnerweg stammen und im Lauf der Zeit den Abhang hinabgeschwemmt wurden. Es wäre erst die zweite bekannte bronzezeitliche Siedlung im Göttinger Stadtgebiet, die andere lag im Gebiet der heutigen Walkemühle am Freibad. „Mit diesem Auftrag“, sagte Frank Wedekind amüsiert, „unterstützt das Deutsche Primatenzentrum mal einen ganz anderen Forschungszweig als die eigenen.“

Die Scherben messen höchstens fünf Zentimeter im Durchmesser, „und weil es sich um die Reste von Alltagsgefäßen handelt, sind sie kaum verziert“, erklärte Wedekind. An den schlichten Verzierungen, die überhaupt auftauchen, erkennen die Experten unter anderem die Epoche, aus der die Scherben stammen. Einmal ist ein Fingertupfenrand zu erkennen, eine andere Scherbe zeigt ein regelmäßiges Muster, das die Göttinger der Bronzezeit wohl mit einem Knochen- oder Holzkamm gezogen haben. Die Scherben sind oft winzig, meist nicht viel mehr als unförmige Stücke mit einer roten oder beigen Außenseite und einer schwarzen Innenseite, dennoch können die Archäologen in einigen Fällen daraus präzise die Form der Gefäße (doppelkonisch) oder die Art der Herstellung (offener Feldbrand) ableiten.

Außer den Tonscherben tauchten Feuersteinscherben und ein zerbrochener Mahlstein aus Sandstein auf. „Feuerstein kommt nur nördlich von Hildesheim natürlich vor und hier liegt Kalkstein an“, berichtete Grabungstechniker Olaf Oliefka. Die gefundenen Steine müssen also von den Bronzezeitmenschen hergebracht worden sein. Wie man die kleinen, lehmverklumpten Scherben in einer riesigen Baugrube entdeckt? „Erfahrungswerte und Augenmaß im Dreck“, sagte Oliefka unaufgeregt.

Auch die Bauplaner des DPZ können wegen der Funde unaufgeregt bleiben: Die Arbeit der Archäologen ist schon abgeschlossen und wird keine Verzögerung der Bauarbeiten nötig machen. Die Scherben wandern zunächst ins Archiv der städtischen Archäologie.