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Nachtaffen betrügen nicht

Zum ersten Mal genetische Monogamie bei Affen nachgewiesen
Azara-Nachtaffen leben in den Wäldern Südamerikas. Sie haben im Gegensatz zu den übrigen Nachtaffen keinen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus. Foto: C. Valeggia/ Owl Monkey Project
M. Corley/ Owl Monkey Project
Eine Gruppe von Azara-Nachtaffen. Das Jungtier (zweites Tier von rechts) kuschelt sich zwischen Mutter und Vater. Foto: M. Corley/ Owl Monkey Project
Die Nachtaffen werden mit Telemtrie aufgespürt: Foto Dr. Maren Huck
Dr. Maren Huck spürt die leisen, tagsüber oft schlafenden Nachtaffen mittels Telemetrie auf. Foto: Dr. Maren Huck

Echte Monogamie ist sehr selten. Selbst bei Tierarten, die als treu gelten, wurden in Vaterschaftstest immer wieder Kuckuckskinder nachgewiesen. Maren Huck und ihre Kollegen haben jetzt eine Affenart gefunden, die tatsächlich hundertprozentig treu zu sein scheint: der Azara-Nachtaffe (Aotus azarae). Die Biologen konnten zeigen, dass alle 35 untersuchten Jungtiere tatsächlich von den Eltern abstammen, die sie auch aufziehen. Eine Analyse von 15 paarlebenden Säugetieren zeigte zudem, dass es einen starken Zusammenhang gibt zwischen Treue und dem Engagement der Männchen bei der Aufzucht der Jungtiere (Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences).

„Wir sind die ersten, die echte Treue bei Affen nachweisen konnten. Überhaupt gibt es nur vier Studien an Säugetieren, die genetische Monogamie zeigen“, sagt Maren Huck. Die Biologin hat die Nachtaffen Argentiniens während ihrer Zeit als DFG-Stipendiatin am Deutschen Primatenzentrum zusammen mit Kollegen von der University of Pennsylvania, USA, untersucht. Nachtaffen-Männchen sind nicht nur treu, sondern auch fürsorgliche Väter. „Wenn der Vater sicher sein kann, dass der Nachwuchs seine Gene trägt, dann lohnt es sich auch, viel in die Jungenaufzucht zu investieren“, so Huck.

Vaterschaftstests belegen echte Treue
Nachtaffen-Paare binden sich sehr eng aneinander und die Männchen übernehmen einen großen Teil der Jungenaufzucht: Sie spielen mit dem Nachwuchs und tragen ihn herum. Dies war seit längerem bekannt, man wusste nur nicht, ob die sozialen Eltern auch wirklich die genetischen Eltern der Jungtiere sind. Um dies zu überprüfen, sammelten die Wissenschaftler Proben von 128 Tieren. So erhielten sie genetische Analysen von 35 Jungtieren und 17 sich fortpflanzenden Paaren sowie von einigen weiteren Paaren und Einzeltieren. „In den 18 Jahren, in denen das Nachtaffen-Projekt läuft, haben wir kein einziges Mal ein Fremdgehen beobachtet. Allerdings waren wir doch überrascht, dass wir tatsächlich kein einziges Kuckuckskind gefunden haben“, sagt Eduardo Fernandez-Duque, Professor an der University of Pennsylvania und Direktor des Nachtaffen-Projekts in Argentinien.

Vorbildliche Väter
Um herauszufinden, wie genetische Monogamie entstanden ist und unter welchen Bedingungen sie vorkommt, haben die Forscher 15 monogam lebende Säugetierarten verglichen, darunter neben Primaten auch Spitzhörnchen, Antilopen und Kusus. Es stellte sich heraus, dass im Allgemeinen die Arten besonders treu sind, bei denen die Männchen viel zur Jungenaufzucht beitragen. Auch die Stärke der Paarbeziehung, gemessen daran, wie viel Zeit die Tiere miteinander verbringen, spielte eine Rolle. Allerdings wissen die Forscher nicht, was zuerst da war: die fürsorglichen Väter oder die genetische Monogamie. „Es spielen sicherlich auch noch andere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel haben manche Tiere aufgrund ihrer Ernährungsweise mehr Gelegenheiten zum Fremdgehen als andere“, so Maren Huck. Ein guter Vater zu sein kann auch einfach eine Strategie der Männchen sein, um für Weibchen besonders attraktiv zu erscheinen.

„Paarbindungen, man könnte auch Liebe sagen, sind in allen menschlichen Gesellschaften vorhanden, während Vaterschaft variabler ist“, sagt Eduardo Fernandez-Duque. „Die Nachtaffen-Studie legt nahe, dass, unter bestimmten ökologischen Bedingungen, die Nähe zu einem Partner dazu führt, dass die Partner mehr Zeit miteinander verbringen und dies dann bewirkt, dass die Väter sich stärker in die Jungenaufzucht einbringen und dass sie eine größere Gewissheit darüber haben, ob sie der genetische Vater sind. Dies führt dann zu genetischer Monogamie.“

Originalpublikation
Huck M, Fernandez-Duque E, Babb P, Schurr T. 2014 Correlates of genetic monogamy in socially monogamous mammals: insights from Azara’s owl monkeys. Proc. R. Soc. B 20140195. http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.0195

Kontakt und Hinweise für Redaktionen

Dr. Maren Huck
Dep. of Biomedical and Forensic Sciences
University of Derby
Tel: +44 1332 59 2354
E-Mail: m.huck(at)derby.ac.uk

Dr. Susanne Diederich (Kommunikation)
Tel: +49 551 3851-359
E-Mail: sdiederich(at)dpz.eu


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