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Neurobiologin Judith Mylius gewinnt Leibniz-Nachwuchspreis

Die Leibniz-Gemeinschaft hat am 26. November 2015 auf ihrer Jahrestagung in Berlin die diesjährigen Nachwuchspreise vergeben. Ausgezeichnet wurden die Neurobiologin Judith Mylius und der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Stöhr für ihre herausragenden Doktorarbeiten, die sich mit Hörprozessen im Gehirn und Arbeitsmigration beschäftigen.
Das Logo der Leibniz-Gemeinschaft. Grafik: Leibniz-Gemeinschaft
Leibniz-Institut für Neuobiologie in Magdeburg, hat den Leibniz-Nachwuchspreis 2015 erhalten. In ihrer Dissertation hat sie Hörprozesse im Gehirn von Javaneraffen untersucht. Foto: Leibniz-Gemeinschaft
Dr. Judith Mylius, Neurowissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Neuobiologie in Magdeburg, hat den Leibniz-Nachwuchspreis 2015 erhalten. In ihrer Dissertation hat sie Hörprozesse im Gehirn von Javaneraffen untersucht. Foto: Leibniz-Gemeinschaft
Dr. Tobias Stöhr hat seine Dissertation am Institut für weltwirtschaft angefertigt. Für seine Studien zu sozialen und wirtschaftlichen Aspekten der Arbeitsmigration ist er mit dem Leibniz-Nachwuchspreis 2015 ausgezeichnet worden. Foto: Leibniz-Gemeinsc
Dr. Tobias Stöhr hat seine Dissertation am Institut für weltwirtschaft angefertigt. Für seine Studien zu sozialen und wirtschaftlichen Aspekten der Arbeitsmigration ist er mit dem Leibniz-Nachwuchspreis 2015 ausgezeichnet worden. Foto: Leibniz-Gemeinschaft

Nachwuchspreis für Hirnforschung mit Affen

Judith Mylius (35), Neurowissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg, hat in ihrer Dissertation den Zusammenhang verschiedener kognitiver Prozesse wie Hörverständnis, Motivation und Aufmerksamkeit untersucht. Durch Versuche mit Javaneraffen konnte sie zeigen, dass der Botenstoff Dopamin das Hörzentrum in der Großhirnrinde beeinflusst und damit den Prozess des Hörens entscheidend verbessert. Mit ihren Ergebnissen hat sie die Basis für neue Behandlungswege in der Tiefen Hirnstimulation gelegt, die vor allem bei Parkinson-Patienten und Menschen mit Lernstörungen zum Einsatz kommt. Beide Krankheitsbilder werden durch eine Degeneration des Dopaminsystems im Gehirn hervorgerufen. Bei der Behandlung mit Tiefer Hirnstimulation stimuliert eine Elektrode ein wegen des Dopaminmangels überaktives Areal in den Basalganglien des Gehirns mit geringem Strom und hemmt dadurch die Überaktivität. Bei Parkinsonpatienten verbessert sich dadurch das Muskelzittern (Tremor) erheblich. Judith Mylius’ Erkenntnisse wären ohne die Arbeit mit Affen nicht möglich gewesen, da Primaten über eine dem Menschen ähnliche Hirnorganisation sowie vergleichbare kognitive Fähigkeiten verfügen. Eine Übertragung der Ergebnisse von Affen auf den Menschen ist deshalb eher möglich als bei der Verwendung von Mäusen oder Ratten als Tiermodell. Judith Mylius’ Erkenntnisse sollen in naher Zukunft für die Entwicklung neuer Protokolle zur Tiefen Hirnstimulation in der Stereotaktischen Neurochirurgie in Magdeburg eingesetzt werden.

Positive Auswirkungen durch Arbeitsmigration

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Stöhr (29), der seine Doktorarbeit am Institut für Weltwirtschaft angefertigt hat. Im Rahmen seiner Dissertation beschäftigte er sich mit sozialen und wirtschaftlichen Aspekten der internationalen Arbeitsmigration aus Sicht von Migranten und ihrer Familien. Dabei konnte er nachweisen, dass der Weggang von Familienmitgliedern zum Arbeiten im Ausland nicht, wie oft befürchtet, negative Konsequenzen für die zurückbleibende Familie hat. Die Geldüberweisungen könnten die Ernährungssituation der Eltern im Herkunftsland verbessern und ihnen mehr Zeit für Erholung und soziale Kontakte verschaffen. Spezialisierungseffekte führten dazu, dass die Geschwister im Heimatland den Ausfall bei der Pflege der Eltern kompensierten.

Der Leibniz-Nachwuchspreis

Der Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft wird jährlich für die besten Doktorarbeiten aus Leibniz-Instituten in den Kategorien „Natur- und Technikwissenschaften“ und „Geistes- und Sozialwissenschaften“ verliehen. Er ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr erneut von der Deutschen Kreditbank AG (DKB) gestiftet. Die Auswahl der Preisträger trifft eine zwölfköpfige Jury aus Personen des öffentlichen Lebens und leitenden Wissenschaftlern unter der Leitung von Leibniz-Präsident Matthias Kleiner aus den Vorschlägen der wissenschaftlichen Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft.

Originalpublikationen

Dr. Judith Mylius

Mylius, J. et al. (2015): Fast transmission from the dopaminergic ventral midbrain to the sensory cortex of awake primates. Brain Structure and Function. November 2015, vol. 220, iss. 6, pp 3273-3294. DOI: 10.1007/s00429-014-0855-0.

Huang, Y, Mylius, J. et al. (2014): Tonic effects of the dopaminergic ventral midbrain on the auditory cortex of awake macaque monkeys. Brain Structure and Function, advance online publication. DOI: 10.1007/s00429-014-0950-2.

Mylius, J. et al. (2013): Subcortical auditory structures in the mongolian gerbil: I. Golgi architecture. Journal of Comparative Neurology vol. 521, iss. 6, pp. 1289–1321. DOI: 10.1002/cne.23232

Dr. Tobias Stöhr

Stöhr, T. (2015): Siblings’ interaction in migration decisions: who provides for the elderly left behind?. Journal of Population Economics, 28(3), 593-629. DOI: 10.1007/s00148-015-0546-z.

Böhme, M., Persian, R., Stoehr, T. (2015): Alone but Better Off? Adult Child Migration and Health of Elderly Parents in Moldova. Journal of Health Economics, 39, 211-227. DOI: 10.1016/j.jhealeco.2014.09.001.

Stoehr, T. (2015): The Returns to Occupational Foreign Language Use: Evidence from Germany. Labour Economics, 32, 86-98. DOI: doi:10.1016/j.labeco.2015.01.004.