Tierversuche unterliegen strengen gesetzlichen Regelungen. In Deutschland sind das deutsche Tierschutzgesetz, die EU-Richtlinie 2010/63 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendete Tiere und die Tierschutz-Versuchstierverordnung maßgebend. Die gesetzlichen Vorgaben stellen sehr hohe Qualifikationsanforderungen an Personen, die Tierversuche durchführen. Tiermediziner*innen, Forschende, Promovierende, Studierende sowie technische Mitarbeiter*innen, die an Tierversuchen teilnehmen, sind deshalb verpflichtet, zuvor eine versuchstierkundliche Ausbildung zu absolvieren. Die verschiedenen Kurse müssen inhaltlich nach den Richtlinien der Gesellschaft für Versuchstierkunde – Society of Laboratory Animal Science (GV-Solas) und der Federation of European Laboratory Animal Science (FELASA) gestaltet sein und mit einer Prüfung abgeschlossen werden. Die Teilnehmenden lernen so die Grundlagen der Versuchstierkunde, des Tierschutzes und des tierexperimentellen Arbeitens in theoretischen und praktischen Modulen.
Auch am DPZ werden regelmäßig FELASA-zertifizierte Kurse zum experimentellen Arbeiten mit Primaten durchgeführt. Anders als bei Nagern beispielsweise, ist es aber laut EU-Richtlinie und dem deutschen Tierschutzgesetz verboten, Primaten zu Ausbildungszwecken in Versuchen einzusetzen. Zu diesem Zweck werden häufig Fotos oder Videos herangezogen, mit Live-Demonstrationen gearbeitet oder Verhaltensbeobachtungen durchgeführt. Das von der Abteilung Versuchstierkunde eingerichtete Skills Lab am DPZ bietet hingegen die Möglichkeit, das experimentelle Arbeiten an Primaten und anderen Tieren mit Hilfe von Kunststoffmodellen möglichst praxisnah aufzuzeigen.
Üben an lebensnahen Modellen
Verschiedene Modelle stehen den Wissenschaftler*innen zur Verfügung, um tierexperimentelle Eingriffe zu üben. Beispielsweise gibt es einen Hunde- und einen Katzenkopf, verschiedene Hautmodelle und ein Affenbein mit Gefäßen. An den Kopfmodellen kann das Intubieren geübt werden, am Affenbein das Setzen von Injektionen oder Blutabnahmen und die verschiedenen Hautmodelle simulieren die Beschaffenheit und Dicke der Haut in unterschiedlichen Körperregionen und können zum Üben operativer Schnitte und Nahttechniken verwendet werden.
„Das Lernen an den Modellen ist sehr wichtig“, sagt Rabea Hinkel, Leiterin der Abteilung Versuchstierkunde. „Viele Kursteilnehmer*innen kommen nicht aus der Veterinär- oder Humanmedizin. Biolog*innen zum Beispiel haben keine praktische Ausbildung in diesem Bereich. Mit den Dummies lassen sich einfache Eingriffe wunderbar üben und es werden dadurch für die spätere Arbeit mit den Tieren Unsicherheiten abgebaut.“
Narkosesimulator im Skills Lab
Die im Skills Lab bestehenden Modelle zur Blutentnahme, Intubation und zu Nahttechniken wurden zudem um einen Narkosesimulationsmonitor erweitert. Der Simulationsmonitor bietet zukünftig vor allem den anästhesiedurchführenden Tierärzt*innen die Möglichkeit, komplexere Narkosesituationen für verschiedene Operationen, aber auch Anästhesie-Notfälle nachzustellen, das eigene Handeln im Team abzustimmen, danach die jeweiligen Resultate zu besprechen und Optimierungspotentiale zu identifizieren. Neben der Erweiterung bestehenden Wissens kann so auch das Zusammenarbeiten mit Kolleg*innen optimiert werden, was die Handlungsbereitschaft in Notfällen erhöht und damit dem Tierschutz zu Gute kommt.
Wichtiger Beitrag zum 3R-Prinzip
Durch die Arbeit an den Modellen können die Versuche an Tieren ersetzt, Eingriffe trainiert und Methoden verfeinert werden, was die Belastung der Tiere verringert. Das Üben an den Kunststoffmodellen erhöht auf theoretischer und praktischer Ebene die Qualifikationen und das Knowhow der Personen, die Tierversuche durchführen und sorgt somit für eine Steigerung des Tierwohls.
Das Skills Lab steht nicht nur Kursteilnehmer*innen im Rahmen der Ausbildungsseminare zur Verfügung, sondern kann auch jederzeit von DPZ-Wissenschaftler*innen genutzt werden, um bestimmte Techniken und Eingriffe praktisch zu trainieren.