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Infektionsbiologen intensivieren Ebola-Forschung

Forscher des Deutschen Primatenzentrums bearbeiten Projekte zur Virushemmung. Das aktuelle Virus weist einige unerforschte Mutationen auf.
Ein Ebola-Virus unter dem Mikroskop. Infektionsbiologen des DPZ intensivieren ihre Forschung zu dem Virus. Foto: Studio_3321/Shutterstock
Das Foto zeigt eine Frau im Labor
Eine Infektionsbiologin des DPZ versorgt während der Arbeit mit Surrogat-Viruspartikeln Zellkulturen mit frischem Kulturmedium. Foto: Steuer
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Prof. Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie. Foto: Karin Tilch

Der unerwartet schwere Ausbruch des Ebola-Virus in Westafrika macht deutlich, wie wichtig intensive Forschung an einem antiviralen Wirkstoff ist. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO waren Anfang November bereits mehr als 13.000 Menschen infiziert und fast 5000 sind bisher gestorben, die meisten in den westafrikanischen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia. Infektionsforscher des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) verstärken daher jetzt ihre Forschung über das Ebola-Virus. Wissenschaftler um Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie des DPZ, werden innerhalb eines vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) koordinierten Konsortiums grundlegende Mechanismen zum Eintritt der Viren in Wirtszellen untersuchen. Das Konsortium namens EBOKON wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die darin versammelten Projekte werden vom BMBF bis Ende 2015 mit insgesamt 2,3 Millionen Euro unterstützt. 170 000 Euro davon entfallen auf die Forschung des DPZ.

"Die Ausmaße der Epidemie machen deutlich, dass Ebola intensiver erforscht werden muss, um zukünftige Ausbrüche wirksam bekämpfen zu können", sagt Stefan Pöhlmann. "Dazu muss sowohl die Grundlagenforschung verstärkt als auch die Entwicklung und Testung von antiviralen Substanzen und Impfstoffen vorangetrieben werden". Die Wissenschaftler der Abteilung Infektionsbiologie forschen zum Glykoprotein des Ebola-Virus. Dieses Protein vermittelt dem Virus den Zugang zu seinen Wirtszellen im Körper, es ist quasi der Schlüssel zur Zelle. Daher ist es auch ein möglicher Angriffspunkt für die antivirale Intervention: Kann das Virus keine Wirtszellen mehr befallen, vermehrt es sich nicht mehr im Körper.

Die Viren, die gegenwärtig in Westafrika zirkulieren, weisen im Vergleich mit zuvor untersuchten Stämmen mehrere Aminosäureaustausche im Glykoprotein auf. Wie diese Austausche die biologischen Eigenschaften der Ebola-Viren beeinflussen, ist jedoch unklar und soll untersucht werden. Insbesondere soll geklärt werden, ob die Veränderungen dazu führen, dass die Viren Schleimhäute besonders gut durchdringen können und ob das Fortschreiten der Ebola-Epidemie dazu führt, dass Viren entstehen, die sich effizienter in der Bevölkerung ausbreiten. Außerdem sollen Substanzen identifiziert werden, die den Glykoprotein-vermittelten Eintritt in Wirtszellen hemmen. Stefan Pöhlmann und sein Team untersuchen Ebola im Labor nicht mit dem vollständigen Virus, sondern mit Hilfe von Surrogatsystemen, die die Analyse des Wirtszelleintritts in Laboratorien der Sicherheitsstufe 2 erlauben. Diese künstlichen Partikel spiegeln den infektiösen Eintritt von Ebola-Viren in Zielzellen sehr gut wider, sie können sich jedoch nicht vermehren und bieten daher ein hohes Maß an Biosicherheit.