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Wissenschaftseinrichtungen unterstützen Tierschutzrichtlinie

Europäische Bürgerinitiative „Stop Vivisection“ will europäische Richtlinie außer Kraft setzen und Tierversuche stoppen
Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsorganisationen unterstützen die Stellungnahme des Wellcome Trust, die sich für Tierversuche im Rahmen der europäischen Tierschutzrichtlinie ausspricht. Grafik: Sylvia Siersleben

Über hundert Wissenschaftsorganisationen, darunter die Leibniz-Gemeinschaft, die Helmholtz-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), unterstützen eine Stellungnahme des Wellcome Trust, die sich für Tierversuche im Rahmen der europäischen Richtlinie zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere ausspricht. Der Wellcome Trust ist die weltweit zweitgrößte Stiftung zur Förderung medizinischer Forschung mit Sitz in England.

Am 3. März 2015 hat die europäische Bürgerinitiative „Stop Vivisection“ der Europäischen Kommission rund 1,2 Millionen Unterschriften vorgelegt, von denen etwa zwei Drittel aus Italien stammen. Ziel der Bürgerinitiative ist es, die 2010 verabschiedete Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere außer Kraft zu setzen und einen neuen Vorschlag zu unterbreiten, der auf der Abschaffung von Tierversuchen beruht. Dieser Vorschlag wird nun in einer öffentlichen Anhörung diskutiert und spätestens nach drei Monaten muss eine offizielle Antwort seitens der Europäischen Kommission vorliegen. 

In der Stellungnahme bekräftigen die Wissenschaftsorganisationen die Bedeutung von Tierversuchen in den Bereichen der Forschung, in denen Alternativmethoden nicht verfügbar sind und in denen bedeutende Erkenntnisse für die Gesundheit von Menschen und Tieren zu erwarten sind. Die EU-Tierschutzdirektive habe die Tierschutzstandards europaweit erhöht und das 3-R-Konzept eingeführt. Dieses Konzept besagt, dass Tierversuche wenn immer möglich durch Alternativmethoden ersetzt werden müssen (Replacement), dass die Anzahl der Versuchstiere auf ein Mindestmaß reduziert werden muss (Reduction) und dass die Methoden dahingehend verbessert werden müssen, dass das Leid der Tiere auf ein Minimum reduziert wird (Refinement).

Die Wissenschaftsorganisationen appellieren an das EU-Parlament und die EU-Kommission, die „Stop Vivisection“ Initiative abzulehnen. Sich von der EU-Tierschutzdirektive zu verabschieden würde einen Rückschritt für den Tierschutz bedeuten und hochqualifizierte Forschung für das Wohl von Menschen und Tieren in der EU aufs Spiel setzen.

Eine Europäische Bürgerinitiative ist eine Aufforderung an die Europäische Kommission, einen Rechtsakt in Bereichen vorzuschlagen, in denen die EU zuständig ist, also beispielsweise in den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft, Verkehr, öffentliche Gesundheit und Forschung und Innovation. Eine Bürgerinitiative wird dann berücksichtigt, wenn sie mindestens eine Million Unterstützer aus mindestens 7 Mitgliedsstaaten vorweisen kann.