Menü mobile menu

Humboldt-Stipendiat beginnt zweijähriges Forschungsstipendium am DPZ

Der Biologe Anagaw Atickem befasst sich mit der Artenvielfalt von Affen in Äthiopien
Humboldt-Stipendiat Anagaw Atickem, Christian Roos und Dietmar Zinner am DPZ (von links). Foto: Luzie J. Almenräder
Eine Bale-Grünmeerkatze (Chlorocebus djamdjamensis) in ihrem natürlichen Lebensraum in Äthiopien. Foto: Anagaw Atickem
Eine Bale-Grünmeerkatze (Chlorocebus djamdjamensis) in ihrem natürlichen Lebensraum in Äthiopien. Foto: Anagaw Atickem

Seit Anfang August forscht Anagaw Atickem aus Äthiopien am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen. Der promovierte Biologe hat ein Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten und wird die nächsten zwei Jahre am DPZ arbeiten. Während dieser Zeit wird er sich mit den Verwandtschaftsbeziehungen bei afrikanischen Grünmeerkatzen beschäftigen. Seine Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, die Evolution dieser Tiere besser zu verstehen und das Artenschutzmanagement von Affen in Äthiopien zu verbessern. Er wird während des Stipendiums mit den Experten für Primatenphylogenie, Dietmar Zinner und Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum, und der Universität von Addis Abeba in Äthiopien zusammenarbeiten. Diese Kooperation ist ein Beispiel für die verschiedenen Aktivitäten des DPZ im Bereich Forschungsförderung in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Anagaw Atickem will die stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsbeziehungen von drei verschiedenen Grünmeerkatzen-Arten (Südliche-, Äthiopische- und Bale-Grünmeerkatze) untersuchen. Die Bale-Grünmeerkatze ist endemisch in Äthiopien, das heißt sie kommt weltweit nur dort vor. Durch die hohen Abholzungsraten wird der natürliche Lebensraum der Bale-Grünmeerkatze zunehmend zerstört. In der Folge wandern die eigentlich in Savannen lebenden Südlichen- und Äthiopischen-Grünmeerkatzen in den durch den Menschen entwaldeten Lebensraum der Bale-Grünmeerkatzen ein. Treffen die verschiedenen Arten aufeinander, so könnte die eine die andere verdrängen oder sie paaren sich miteinander und zeugen Hybride. So könnten die Bale-Grünmeerkatzen im Laufe der Zeit durch Hybridisierung ausgelöscht werden. Mit modernen genetischen Methoden, wie zum Beispiel der Next-Generation-Sequenzierung, will Anagaw Atickem den Grad der Vermischung der Arten ermitteln um anschließend Artenschutzmaßnahmen anzuregen. „Das Wissen über die Verwandtschaftsbeziehungen ist notwendig, wenn man effektive Maßnahmen zum Artenschutz entwickeln möchte“, sagt Dietmar Zinner vom Deutschen Primatenzentrum.

Abagaw Atickem (41) wurde in Bahir Dar im Norden von Äthiopien geboren und studierte Biologie an der Universität von Addis Abeba. Seine Doktorarbeit hat er 2013 in ökologischer Genetik an der Universität von Oslo in Norwegen abgeschlossen. Das Georg Forster-Forschungsstipendium zeichnet Experten aus, die mit ihrem Forschungsvorhaben einen wichtigen Beitrag zum Austausch von Wissen und Methoden mit Entwicklungs- oder Schwellenländern leisten können. Dies ist auch ein Ziel des Deutschen Primatenzentrums. Das Forschungsinstitut unterhält Feldstationen in Peru, Senegal, Madagaskar und Thailand und fördert auch Primatenforschungsprojekte in anderen Ländern. Hierbei stehen Fragen zum Verhalten, zur Ökologie und Evolution von Primaten sowie deren Schutz im Vordergrund. Wichtig bei all diesen Projekten ist die Einbindung und Ausbildung von Kollegen und Studierenden aus den jeweiligen Projektländern.

„Die Next-Generation-Sequenzierung ist eine neue und sehr hilfreiche Methode in der Genetik und Phylogenetik. Ich möchte viel über diese Methodik lernen und sie in meinem Heimatland anwenden“, sagt Anagaw Atickem. Dietmar Zinner aus der Abteilung Kognitive Ethologie und Christian Roos aus der Abteilung Primatengenetik am DPZ freuen sich auf die Zusammenarbeit.

„Dr. Atickem ist ein hochqualifizierter Kollege. Er hat interessante Forschungsarbeiten über die Diversität von Säugetieren in Äthiopien durchgeführt. Das aktuelle Projekt passt gut zu unserer Forschung an afrikanischen Primaten und wird das wissenschaftliche Netzwerk zwischen dem DPZ und afrikanischen Forschungseinrichtungen weiter stärken“, sagt Dietmar Zinner. Auch Atickem freut sich auf die Zusammenarbeit: „Ich kenne das DPZ seitdem ich angefangen habe an Primaten zu forschen. Das DPZ ist der beste Ort, um mein Wissen zu erweitern und auch meine Karriere voranzubringen“, sagt Anagaw Atickem. Von Oktober bis November wird Atickem nach Äthiopien reisen um Proben der drei Grünmeerkatzen-Arten für genetische Analysen zu sammeln.