DPZ-Hauptseite
Menü mobile menu

EU-Bürgerinitiative fordert Abschaffung von Tierversuchen

Stellungnahmen von Seiten der Wissenschaft zur Tragweite der Forderungen

Ein EU-weites Verbot von Tierversuchen noch vor Ende der laufenden EU-Wahlperiode (Juni 2024) zu erreichen, ist das Ziel der europäischen Bürgerinitiative „Für den Schutz kosmetischer Mittel ohne Tierquälerei und ein Europa ohne Tierversuche“ („Save Cruelty Free Cosmetics“). Da innerhalb eines Jahres (August 2021 bis August 2022) europaweit mehr als eine Million Unterschriften gesammelt wurden, muss sich die Europäische Kommission nun mit den Forderungen der Bürgerinitiative befassen. Am 25. Mai 2023 hat eine Anhörung im EU-Parlament stattgefunden, bis zum 25. Juli 2023 muss die Kommission auf die Forderungen der Petition antworten. Sollte die Initiative Erfolg haben, hätte dies deutliche Auswirkungen für die Leistungsfähigkeit der biomedizinischen Forschung und letztendlich auch für die Gesundheit der Menschen in Europa.

Ein generelles Verbot von Tierversuchen hätte massive Auswirkungen auf die biomedizinische Forschung in Europa und letztendlich auf die Gesundheit der hier lebenden Menschen und Tiere, da konsequenterweise auch keine in anderen Ländern an Tieren getesteten Medikamente und Therapien in der EU eingesetzt werden dürften. „Die Bürgerinitiative zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, transparent über die Bedeutung von Tierversuchen für die biomedizinische Forschung zu informieren“, sagt Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums.

Tierversuche lassen sich nicht vollständig ersetzen
Aus Sicht der Wissenschaft wird es trotz der rasch fortschreitenden Entwicklung von tierversuchsfreien Methoden, bei uns am Deutschen Primatenzentrum werden beispielsweise Hirnorganoide als Alternativ- und Ergänzungsmethoden entwickelt, in absehbarer Zeit keinen vollwertigen Ersatz für Tierversuche in der Forschung geben. Zwar lassen sich grundlegende Funktionen des Körpers bereits sehr gut in Zellkulturen oder Computersimulationen untersuchen. Höhere geistige Fähigkeiten oder das komplexe Zusammenspiel unseres Immunsystems lässt sich jedoch nur im intakten Organismus und nicht in isolierten Zellen oder Geweben erforschen. Hier berichten unsere Wissenschaftler*innen, warum sie auf Tierversuche nicht verzichten können: https://www.dpz.eu/de/abteilung/ueber-tierversuche/tierversuche/warum-wir-auf-tierversuche-noch-nicht-verzichten-koennen.html

Tierversuche sind bereits streng geregelt
Auf EU-Ebene regelt die Richtlinie 2010/63/EU die Durchführung von Tierversuchen. Demnach dürfen Tierversuche nur dann stattfinden, wenn sie nicht durch eine tierversuchsfreie Methode ersetzt werden können und wenn ein Erkenntnisgewinn erwartet wird, der den Schaden für die Tiere ethisch rechtfertigt. Zudem muss sichergestellt werden, dass nur so viele Tiere wie nötig verwendet werden und dass alles getan wird, um das Leid der Tiere so gering wie möglich zu halten. Dies ist die Voraussetzung für die Genehmigung eines Tierversuchs durch die zuständige Behörde. Alle Tierversuche werden zudem von Tierschutzbeauftragten und Amtsveterinären der lokalen Regierungen überwacht und kontrolliert. Diese Mechanismen garantieren einen verantwortungsbewussten Umgang mit den uns anvertrauten Versuchstieren.