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Gelähmter steuert Handprothese mit Gedanken

Erik Sorto kann sich vom Nacken abwärts nicht mehr bewegen. Erkenntnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung mit Rhesusaffen haben dazu geführt, dass er nun mit Gedanken eine Handprothese steuern kann.
Prof. Charles Y. Liu (links) ist der Chirurg der University of Southern California, der Patient Erik Sorto die Elektroden ins Gehirn eingepflanzt hat, mit denen Sorto die Handprothese (vorn) steuern kann. Foto: Lance Hayashida, Caltech

Wissenschaftler der CalTech University in Kalifornien haben unter anderem mit Hilfe von Versuchen an Rhesusaffen eine mechanische Prothese programmieren können, die ein gelähmter Patient mit Denkbefehlen aus seinem Hirn steuert. Patient Erik Sorto kann damit nun zum ersten Mal seit 13 Jahren ein Getränk ohne fremde Hilfe an seine Lippen führen.

Bei dem von Richard Andersen geleiteten Forschungsprojekt an sogenannten Neuroprothesen handelt es sich um Forschung, wie sie auch in der Abteilung Neurobiologie und der Forschergruppe Sensomotorik des DPZ vorangetrieben wird. Patient Erik Sorto ist vom Nacken abwärts vollständig gelähmt, seit ihm vor 13 Jahren in den Rücken geschossen wurde. Menschen wie ihm können Neuroprothesen helfen: Die mechanischen Gliedmaßen werden durch Befehle gesteuert, die von der Prothese mittels eingepflanzter Elektroden direkt im Gehirn abgegriffen werden.

Der Erfolg dieses speziellen Projektes beruht darauf, dass die Forscher die Bewegungsbefehle nicht wie bisher üblich in demjenigen Hirnbereich „abzapften", der für die Bewegungsausführung zuständig ist (der Motorkortex), sondern in dem Bereich, der die Bewegung plant (der posteriore Parietalkortex). Dadurch haben sie laut eigenen Angaben eine potentiell flüssigere Bewegung der Roboterhand als zuvor erreicht.

Entwicklungen wie diese, mit ihrer erkennbaren Aussicht auf einen großen Gewinn an Selbstbestimmung gelähmter Patienten, sind nur Dank grundlegender Forschung über die Funktionsweise des Gehirns an Rhesusaffen möglich. Allein das Wissen über die unterschiedliche, aber jeweils unerlässliche Funktion der benannten zwei Hirnregionen bei der Bewegung von Gliedmaßen war nur durch Forschung an Rhesusaffen zu gewinnen. Wären nicht bei der neurowissenschaftlichen Untersuchung ihrer Gehirne, die dem menschlichen außerordentlich ähnlich in Struktur und Funktion sind, diese Erkenntnisse gewonnen worden, hätte Erik Sorto keine Chance auf diesen Erfolg gehabt. Der Schluck Bier, den er mit Gedankenkraft selbst zum Mund gesteuert hatte, habe „wie ein kleines Stück vom Himmel" geschmeckt, sagte er.

Originalpublikation:

Afllalo, Tyson and Kellis, Spencer and Klaes, Christian and Lee, Brian and Shi, Ying and Pejsa, Kelsie and Shanfield, Kathleen and Hayes-Jackson, Stephanie and Aisen, Mindy and Heck, Christi and Liu, Charles and Andersen, Richard A. (2015) Decoding Motor Imagery from the Posterior Parietal Cortex of a Tetraplegic Human. Science, 348 (6237). pp. 906-910. ISSN 0036-8075.