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Neurowissenschaftlerin gewinnt Promotionspreis des Deutschen Primatenzentrums

Zurna Ahmed entwickelte neuartige Versuchsumgebung für Rhesusaffen
Ein Rhesusaffe (Macaca mulatta) im neuartigen Versuchsaufbau, der neurophysiologische Messungen bei voller Bewegungsfreiheit ermöglicht. Foto: DPZ/Sensorimotor Group (SMG)
Zurna Ahmed hat am Deutschen Primatenzentrum in der Forschungsgruppe Sensomotorik der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften promoviert. Foto: Jana Wilken
Zurna Ahmed hat am Deutschen Primatenzentrum in der Forschungsgruppe Sensomotorik der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften promoviert. Foto: Jana Wilken

Der Förderkreis des Deutschen Primatenzentrums – Leibniz-Institut für Primatenforschung zeichnet mit dem Promotionspreis herausragende Doktorarbeiten aus, in denen Studien an Affen eine zentrale Rolle spielen. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird durch die MacLean-Erkelenz-Stiftung unterstützt. Diesjährige Gewinnerin ist die Neurowissenschaftlerin Zurna Ahmed. Sie untersucht, wie Bewegungen im Gehirn geplant werden. Für ihr Projekt entwickelte sie einen neuartigen Versuchsaufbau, mit dem sie die Aktivität von Nervenzellen bei Rhesusaffen messen kann, während diese sich natürlich bewegen. Die Preisverleihung mit Vortrag der Preisträgerin findet am 10. Mai um 16 Uhr im Deutschen Primatenzentrum, Kellnerweg 4, in Göttingen statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Zieht ein Mensch oder ein Affe an einem Ast, um eine Frucht zu erreichen, tut er dies aus der Erwartungshaltung heraus, dass der Ast sich nach unten biegen wird. Bisher war unklar, ob Erwartungen eines solchen Handlungseffekts in denselben Hirnarealen zu finden sind, in denen die Bewegung selbst geplant wird. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat Zurna Ahmed untersucht, wie Erwartungen über die Auswirkungen einer geplanten Bewegung im Gehirn repräsentiert werden. Sie konnte erstmals nachweisen, dass die Erwartung von Handlungseffekten in diesen Arealen auf der Ebene einzelner Nervenzellen bereits während der Handlungsplanung kodiert ist, also noch bevor die Bewegung eingeleitet wird. Hierfür optimierte sie zunächst die Anpassung kranialer Implantate und entwickelte ein Touchscreen-Experiment für Rhesusaffen, in dem Handlungen sofort mit ihren Auswirkungen verknüpft werden.

Der Exploration Room
Ein wesentlicher Fokus ihrer Arbeit lag auf der Entwicklung einer Versuchsumgebung, die während der Messung mehr Bewegungsfreiheit für das Tier erlaubt. „Im Alltag bewegen wir auch nicht nur die Hand zum Bildschirm und wieder zurück“, erklärt Ahmed. Im von Ahmed maßgeblich entwickelten, neuartigen „Exploration Room“ können neuronale Messungen an Tieren vorgenommen werden, die nicht sitzen, sondern sich frei durch den Raum bewegen. „Wir haben bereits erfolgreich die Bewegungen des gesamten Körpers freilaufender Tiere erfasst und zeitgleich neuronale Daten erhoben“, erklärt Ahmed. Alexander Gail, Leiter der Forschungsgruppe Sensomotorik und Betreuer der Arbeit, ergänzt: „Es ist uns gelungen, die bisherigen methodischen Grenzen zu überwinden, um die neuronalen Grundlagen natürlicher Bewegungen zu erforschen“. Damit werden neue Forschungsfragen zugänglich, die mit den bisherigen technischen Voraussetzungen nicht beantwortet werden konnten.

Der nächste Schritt geht in die USA
Zurna Ahmed (32) studierte Medizintechnik an der Hochschule Furtwangen und anschließend Neurowissenschaften an der Universität Oldenburg. Im Jahr 2018 trat sie ihre Promotionsstelle in der Forschungsgruppe Sensomotorik am DPZ in Göttingen an. Seit Ende 2022 arbeitet Zurna Ahmed als promovierte Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Sensomotorik der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften am DPZ. Ihr nächster Karriereschritt wird sie in die USA in die Abteilung Neuroscience der University of Minnesota führen, wo sie ab Sommer 2023 eine Postdoc-Stelle antreten und weiterhin mit sich frei bewegenden Rhesusaffen forschen wird.

Die Preisverleihung findet am 10. Mai 2023 um 16 Uhr im Deutschen Primatenzentrum, Kellnerweg 4, in Göttingen statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.