COVID-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) startet Projektförderung
(COFONI/umg) Das COVID-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) unterstützt elf Forschungsprojekte mit dem Ziel, die SARS-CoV-2-Infektion und deren Folgen besser zu verstehen. Mit insgesamt 8,4 Millionen Euro fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) den Aufbau des COVID-19-Forschungsnetzwerks, das die wissenschaftlichen Kernkompetenzen der Metropolregion Göttingen-Hannover-Braunschweig zusammenführt. „Ich freue mich, dass Niedersachsen mit seinen herausragenden Einrichtungen eine so wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Coronapandemie spielt“, sagt Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Mit der Finanzierung von COFONI unterstützen wir die Anstrengungen nach Kräften. Einmal mehr zeigt sich, dass das Zusammenwirken der unterschiedlichen Disziplinen Synergien schafft, die letztendlich den Erfolg bringen. Unsere niedersächsischen Forscher*innen leisten ganz wichtige Beiträge, die Coronaviren besser zu verstehen und damit besser bekämpfen zu können. Allerdings werden wir akzeptieren müssen, dass uns das Coronavirus noch lange begleiten wird.“
Projektförderung auf der Überholspur
Uns war es wichtig, Forscher*innen in Niedersachsen möglichst schnell finanziell unterstützen zu können“, sagt Netzwerk-Koordinator Professor Dr. Jürgen Wienands von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). „In einem ersten, beschleunigten Ausschreibungsverfahren, dem sogenannten Fast-Track, konnten wir bereits etwas mehr als 500.000 Euro an elf Projekte vergeben, deren wissenschaftliche Qualität sich bereits durch ihre standortübergreifende Vernetzung sowie vielversprechende und weitvorangeschrittene Vorarbeiten gezeigt hatte.“ Der Impffortschritt gegen das SARS-CoV-2-Virus sei erfreulich, so Professorin Dr. Maren von Köckritz-Blickwede von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, stellvertretende Netzwerk-Koordinatorin, aber es gäbe noch viele Aspekte der SARS-CoV-2-Pandemie, für die weiter dringend eine bessere Orientierung gebraucht werde. Hier setzen die elf COFONI geförderten Fast-Track-Projekte an. Sie untersuchen unter anderem die Wirksamkeit möglicher Medikamente zur Behandlung von COVID-19, die Immunantwort bei Long-COVID-Erkrankten sowie den Krankheitsverlauf und die Schutzwirkung von Impfungen in Risikogruppen.
Eines der Fast-Track-Projekte geht beispielsweise der Frage nach, wie der Schutz vor zukünftigen Virusvarianten verbessert werden kann. „In Anbetracht der Entstehung von besorgniserregenden Virusvarianten und ihrer direkten Auswirkungen auf künftige COVID-19-Impfstrategien haben wir uns entschlossen, eine antigene Kartographie für die Entwicklung von SARS-CoV-2 zu erstellen“, sagt der Virologe Professor Dr. Ab Osterhaus, der das gemeinsame Projekt der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover mit dem Deutschen Primatenzentrum in Göttingen leitet. „Basierend auf Blutproben aus verschiedenen Kontinenten erstellen wir eine weltweite geographische Kartierung des SARS-CoV-2-Virus. Diese Kartierung verrät uns Anhaltspunkte für die Entwicklung künftiger Impfstoffe“, so Osterhaus.
Mit Forschung im Reagenzglas, per Computer, im Tiermodell und am Menschen setzen die elf Fast Track Projekte bewusst auf unterschiedlichen Ebenen der Corona-Forschung an. Nur so lassen sich die vielfältigen Aspekte des SARS-CoV-2 Virus und der COVID-19-Erkrankung entschlüsseln sowie die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse beschleunigen. Gemeinsam ist den Fast-Track-Projekten die enge Zusammenarbeit der niedersächsischen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Wissenschaftler*innen der Medizinischen Hochschule Hannover, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, des Deutschen Primatenzentrums und der Universitätsmedizin Göttingen arbeiten zusammen, um ihre komplexen Forschungsvorhaben in die Tat umzusetzen. Mit ersten Ergebnissen rechnen die Forscher*innen noch im Jahr 2021.
Ebenfalls noch im Jahr 2021 wird COFONI über eine groß angelegte Förderrunde in Höhe von 3,5 Millionen Euro entscheiden. Alle niedersächsischen Corona-Forscher*innen waren aufgerufen, gemeinsame Projektanträge einzureichen. Zur wissenschaftlichen Qualitätssicherung werden derzeit externe Gutachten von fachlich ausgewiesenen Personen eingeholt. Die eingereichten Projektanträge haben das Ziel, dem Land Niedersachsen weitere Instrumente an die Hand zu geben, um die Bevölkerung besser vor Infektionen mit SARS-CoV-2 und deren Langzeitfolgen zu schützen.
COFONI - COVID-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen
Das Netzwerk wurde im Oktober 2020 auf Initiative von Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Medizinischer Hochschule Hannover und Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gegründet. Außerdem gehört dem Netzwerk das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung an, vertreten durch den renommierten Infektionsbiologen Professor Dr. Stefan Pöhlmann. Ziel des Forschungsverbundes COFONI ist es, grundlegende und wichtige Fragen zum Virus, zu molekularen Grundlagen für die Wirk- und Impfstoffentwicklung sowie zur Behandlung von Erkrankten und Modellierung von Infektionsverläufen zu erforschen. Die besondere Strategie ist dabei, die niedersächsischen Kompetenzen in der Corona-Forschung zusammenzuführen, um die vorhandenen interdisziplinären und komplementären Expertisen optimal nutzen zu können. Die nötigen technischen Kompetenzen werden mit einer zentralen Technologie-Plattform gebündelt. Sie stellt allen Netzwerk-Beteiligten übergreifende Methoden und Tiermodelle sowie Daten- und Biobanken zur Verfügung. „Innerhalb kürzester Zeit haben wir die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen für die gemeinsame Forschungsarbeit geschaffen. Der Aufbau des COFONI-Herzstücks, der zentralen Technologie-Plattform, ist dank des Einsatzes der Kolleginnen und Kollegen vor Ort sehr gut vorangeschritten“, sagt von Köckritz-Blickwede.